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Archiv-Artikel

KOMMENTAR VON BERNHARD PÖTTER ÜBER DIE PERSPEKTIVEN DES KLIMAGIPFELS Das kann Mut machen

In New York hat sich die Klimabewegung mächtig zurückgemeldet

Klimagipfel bringen nichts. Zu viel Gerede, zu viel Lobbyismus, zu wenig Handeln. Der UN-Sondergipfel in New York war da keine Ausnahme. Große Betroffenheitsrhetorik, dann doch wieder Business as usual. Oder etwa nicht? New York war anders. Die Konferenz hat nicht nur die Staatschefs, sondern auch die Demonstranten angezogen. Die Hunderttausenden von Menschen, die überall auf der Welt auf die Straße gingen, sind eines der wenigen Hoffnungszeichen in der Klimapolitik, weil sie Druck für eine bessere Politik machen. Man sollte nie unterschätzen, welchen Einfluss mächtiger Protest auf die Stimmung in der Gesellschaft hat.

Der Gipfel hat aber auch die Industrie herausgefordert, sich wieder mit dem Klimawandel zu beschäftigen. Natürlich saßen die Spin Doctors der Konzerne auch in den New Yorker Hinterzimmern dabei. Aber die Kluft zwischen den Industrien, die vom Klimaschutz profitieren, und denen, die so lange wie möglich den Planeten toasten wollen, wird immer deutlicher: Wenn nicht nur die Umweltschützer dazu aufrufen, ihr Kapital aus Kohle und Öl abzuziehen, sondern die Entscheider über Billionen von Dollar ins Grübeln kommen, ob das kluge Investments sind, dann ist etwas gewonnen. Und wenn ein Teil der Industrie offen fordert, es müsse einen verlässlichen Kohlenstoffpreis und Investitionssicherheit geben, dann nähern wir uns einer Lösung.

Und schließlich hat New York gezeigt, dass mit den USA noch zu rechnen ist. Obama hat zwar offen zugegeben, dass ihm beim Klimaschutz im Kongress die Hände gebunden sind. Aber die Menschen auf den Straßen stehen dafür, dass die Vereinigten Staaten nicht nur von Klima-Ignoranten in dicken SUVs bevölkert werden. Sondern dass auch in den dunkelsten Bush-Jahren eine lebendige und kreative Ökoszene überwintert hat.

Das kann Mut machen: Eine weltweite Klimabewegung, die sich selbst reanimiert. Eine Wirtschaft, die in Zeiten des Klimawandels realistisch ihre Chancen und Risiken abwägt und den Vorteil einer stabilen Umwelt erkennt. Und ein lautstarker Teil der US-Bevölkerung, der seiner Regierung – die immerhin den mächtigsten Staat der Welt führt – Fortschritte abverlangt. Es wäre schön, wenn die europäischen Regierungen im Oktober bei ihren Entscheidungen über eine neue Klimapolitik genauso viel Druck von unten bekämen.