KOMMENTAR PRAXIS OHNE GRENZEN: Die Lücke müssten andere füllen
Das Engagement von Uwe Denker ist löblich. Aber müssen wirklich Ehrenamtliche die Aufgaben des Staates übernehmen?
A n negativen Attributen und Bildern für den Arztberuf mangelt es wahrlich nicht. Nur allzu oft machen sich die "Halbgötter in Weiß" in der öffentlichen Wahrnehmung lieber für den Profit krumm anstatt für den Patienten. Wohl deshalb werden ehrenamtliche Ärzte wie Uwe Denker aus Bad Segeberg lobgepriesen, als wären es die letzten Exemplare einer ausgestorbenen Art.
Es klingt naiv, wenn der Gründer der kostenlosen Praxis sagt, er wolle nur helfen - deshalb sei er Arzt geworden. Hier zeigt sich, wie tief unser Misstrauen in das Gesundheitssystem mittlerweile sitzt. Und das zu Recht. Viele Menschen können sich eine gute medizinische Versorgung nicht mehr leisten. Ganz zu schweigen von den Papierlosen, die aus Angst vor einer Abschiebung nicht zum Arzt gehen und deshalb lieber in der Anonymität Schmerzen ertragen.
Hier klafft eine Versorgungslücke auf, die durch die geplanten Beitragserhöhungen der Kassen und das Zwei-Klassen-System der Versicherten noch weiter wachsen wird. Doch müssen dieses Loch wohl ehrenamtliche Helfer und spendable Bürger stopfen.
Dass es Ärzte wie Denker gibt, ehrt den Berufsstand. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass diese Art der Selbstaufopferung nicht weiter Schule machen muss. Der Zugang zu Gesundheit muss jedem ermöglicht werden. Aber nicht durch Ehrenamtliche, sondern durch den Staat.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Bisheriger Ost-Beauftragter
Marco Wanderwitz zieht sich aus Politik zurück