KOMMENTAR MIETENSPIEGEL: Zauberlehrlings Problem
Offenbar hat der Senat seinen eigenen Parolen von der wachsenden Stadt nicht geglaubt - sonst hätte er den Wohnungsbau massiv ankurbeln müssen
D er Senat hat Hamburg vor fast acht Jahren zur "wachsenden Stadt" erklärt. Anscheinend hatte die Welt nur darauf gewartet, Hamburg diesen Spruch abzukaufen. Die Rahmenbedingungen einer Hafenstadt im Rausch der Globalisierung waren günstig - und so sind die gekommen, die der Senat gerufen hat: Um 70.000 Menschen ist die Stadt seit 1998 gewachsen. Offenbar hat der Senat seinen eigenen Parolen nicht geglaubt, und reibt sich jetzt verwundert die Augen, dass die Leute bei Wohnungsbesichtigungen wieder bis auf die Straße Schlange stehen.
Der Senat wundert sich schon ein wenig lange. Seit Jahren wird die Hälfte von dem gebaut, was notwendig wäre. Allerdings kollidiert das Interesse am Wohnungsbau mit anderen Zielen: Gut verdienende Familien sollten ein Häuschen in der Stadt bauen, statt auf dem Land. Großsiedlungen auf der grünen Wiese sind aus ökologischen und sozialen Gründen ebenso verpönt wie Verdichtung. Der Verkauf städtischer Grundstücke soll den Haushalt sanieren helfen. Und dann sind da noch die Konversionsflächen - Kasernen, Gleisanlagen und Fabriken - deren Neugestaltung sich hinzieht.
Der Senat hat die Latte hochgehängt, jetzt muss er springen. Er könnte damit beginnen, bei innerstädtischen Projekten einen Anteil an Wohnfläche vorzuschreiben. München macht das seit Jahren vor.
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