KOMMENTAR: JAN ZIER über die Krise der CDU : Ausweg für Helden
Die CDU will ja immer gerne „das Richtige“ tun. Und hat mit dieser allenthalben plakatierten Forderung bei der Wahl die größte Niederlage der letzten 50 Jahre erlitten. Da wäre es für Partei- und Fraktionschef Thomas Röwekamp das ebenso Naheliegende wie Richtige gewesen, zurückzutreten. Doch den Zeitpunkt für einen Abgang in Würde hat er schon verpasst.
Selbst zu einem Sonderparteitag musste er gedrängt werden.Die Aufarbeitung des selbst geschaffenen Debakels will er einem Arbeitskreis überlassen, in dem jene, die in der Partei nichts zu sagen haben, ein Papier verfassen dürfen, dass irgendwann mal auf einem Parteitag vorgetragen werden darf. Und keine großen Konsequenzen haben wird. Das ist eine Arbeit, die man sich gleich sparen kann.
Eine Mitgliederbefragung ist die letzte Chance der CDU auf einen Neuanfang, nachdem sich Röwekamp mit großer Unterstützung seiner Fraktion wieder in das wohl dotierte Amt des Oppositionschefs gerettet hat. Zugleich ist sie ein Ausweg für Helden – verliert Röwekamp, kann er dennoch sein Gesicht wahren. Gewinnt er, so hat er, trotz all seiner Verantwortung für den langen Niedergang der CDU seine KritikerInnen wohl auf Jahre hinaus geschlagen. Und seine Partei? Die hätte es dann auch gar nicht besser verdient.