KOMMENTAR: JAN ZIER ÜBER DIE SONNTAGSÖFFNUNG : Kommerz statt Konsequenz
Die Bremer SPD hätte gerne wieder mal ein klares soziales Profil. Seit langem schon streitet sie deshalb dagegen, dass die Stadtbibliothek auch am Sonntag öffnet. Doch wenn es um das Mediterraneo in Bremerhaven geht, gelten die schönen Reden über Arbeitnehmerrechte wenig. Deshalb darf die Shopping-Mall weiterhin an 20 Sonntagen im Jahr alle Geschäfte öffnen.
Das verwundert umso mehr, als dass es im Falle in der Bibliothek keinen öffentlichen Dissens mit Ver.di oder den Kirchen gegeben hätte. Beide aber machen sich gegen die Sonderbehandlung des Mediterraneo stark. Und verzeichnen andernorts Erfolge: So haben die Kirchen vor Gericht erfolgreich nicht nur gegen die Berliner Adventssonntagsöffnung gestritten. Sondern auch dafür, dass die Geschäfte in den Urlaubsorten Mecklenburg-Vorpommerns künftig sonntags häufiger geschlossen bleiben. Der Kommerz alleine, sagt das Bundesverfassungsgericht, rechtfertigt keine Sonntagsöffnung. Doch um nichts anderes geht es im Mediterraneo.
Denn dass die Touristen auf der Museumsmeile, wie die SPD sagt, auch Schuhe und Handys shoppen wollen, ist niemand ernsthaft zu vermitteln. Doch genau dafür tritt die SPD die Verfassung mit Füßen. Und nimmt in Kauf, dass oft untertariflich schlecht verdient, wer am Sonntag im Laden stehen muss.
Die SPD will sich sozialpolitisch profilieren. Sie weiß nur so gar nicht, wie.
siehe Bericht Seite 22