KOMMENTAR: JAN-PAUL KOOPMANN ZUM KONFUZIUS-INSTITUT : Harmonie, nicht Gleichheit
Der Meister fragt: Soll man fremde Kulturen kennenlernen und einen respektvollen Umgang mit ihnen erlernen? Natürlich ist das Konfuzius-Institut als kulturelle Auslandsvertretung in Bremen zu begrüßen. Auch dass der chinesische Staat sie finanziert und sich Möglichkeiten der Einflussnahme offenhält, ist nicht verwerflich. Auch Goethe-Institute werben in erster Linie für Deutschland, anstatt Kritik zu üben. Auf dem Weltmarkt ist Kultur ein Standortfaktor.
Das wissen auch die Chinesen, die ihren großen Denker als Exportschlager eigens rehabilitiert haben: Während der Kulturrevolution war Kong-tse als Symbol des alten Systems verpönt. Heute werden seine Texte neu verlegt und seine Lebensgeschichte millionenschwer verfilmt.
Die deutsche Seite sollte kritisch bleiben: Der Staat hinter der Einrichtung ist keine Demokratie. Gerade im Kulturbereich wird vehement um das Recht auf freie Meinungsäußerung gestritten. Das Interesse an wirtschaftlicher Zusammenarbeit darf den Blick darauf nicht verstellen. Gerade, weil die Konfuzius-Institute an den Unis agieren, für die freie Bildung und kritisches Denken fundamental sind – nicht als kulturelle Eigenart, sondern als Grundbedingung der Demokratie. Denn, wie Kong-tse sagt: nach Harmonie, aber nicht nach Gleichheit strebt der Edle.