KOMMENTAR: HENNING BLEYL ÜBER DIE THEATERKRISE : Aufbruch statt Untergang
Wenn Betriebsrat und Chefdramaturg übereinstimmend erklären, auch mit zwei Millionen Euro Einsparung „gutes Theater“ machen zu können, ist das in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Es ist einerseits das Gegenteil gewerkschaftlicher Besitzstandswahrung – zumal sich die Kollegen im Finanzressort dieses Statement sehr genau merken werden. Andererseits ist die kooperationsfreudige Erklärung dem Umstand geschuldet, dass der Haushaltsausschuss heute einem sehr großzügig bemessenen Dispokredit zustimmen soll, ohne den das Theater Insolvenz anmelden müsste.
Wie viel Bewegung angesichts des baldigen Abgang des Intendanten plötzlich in den Köpfen ist, zeigt auch die aus dem Theater stammende Initiative, dessen Posten künftig einzusparen. Das brächte immerhin bis zu 12.000 Euro pro Monat. Vor allem aber demonstriert es den Willen der Beschäftigten, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
Auch wenn der Vorschlag viele Fragen aufwirft und ambivalente Erinnerungen an das kollektive Direktoriums-Modell bei Radio Bremen weckt, das am Ende zu Blockaden führte – positiv ist in jedem Fall, dass die Theaterleute Morgenluft wittern und nicht nur finanziell zwecks Krisenbewältigung zur Ader gelassen werden. Größer könnte der Unterschied zur Untergangsstimmung von 2005 kaum sein.