KOMMENTAR HÄUSERKAMPF: Stadt hat nichts dazugelernt
Die städtische Sprinkenhof AG hätte die Strafanträge wegen Hausfriendensbruch zurückziehen müssen.
N un kommen sie doch. Eineinhalb Jahre nach der Besetzung des Ex-Finanzamts Altona für ein Autonomes Zentrum haben die von der Polizei angetroffenen Hausbesetzer von der Staatsanwaltschaft Strafbefehle wegen Hausfriedensbruch erhalten. Das zeigt, dass die staatlichen Institutionen auf Repression setzen.
Es zeigt aber auch, dass die stadtstaatliche Sprinkenhof AG, die damals über fast fünf Jahre den Leerstand verwaltet hat, nichts dazugelernt hat. Sie hat ihren Strafantrag wegen Hausfriedensbruch aufrechterhalten – dabei hatte die Besetzung die öffentliche Diskussion über Leerstand und städtisches Spekulantentum angeheizt, und das Finanzamts-Gebäude wurde wieder zur Vermietung freigegeben. Das ist der Erfolg der Besetzer. Und auch die Staatsanwaltschaft hätte eine Alternative gehabt, nämlich die Verfahren wegen Geringfügigkeit sang- und klanglos im Sande verlaufen zu lassen.
So wird es nun eine Prozessflut geben. Schon jetzt haben die Betroffenen angekündigt, die Verfahren politisch zu nutzen: Sie werden ihre Überzeugung vertreten, dass man Autonome Zentren und Hausprojekte ebenso wenig geschenkt bekommt wie eine soziale Stadt. Für ein Recht auf Stadt muss gekämpft werden – notfalls mit Aktionen des zivilen Ungehorsams wie der Besetzung von Leerstand.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?