KOMMENTAR: EIKEN BRUHN ÜBER NIQAB-VERBOT : Der Muslimfeind in mir
In diesem Land darf man – zumindest im Privaten – einen Gesichtsschleier tragen. Genauso ist es erlaubt, jemand wegen dieser Verhüllung aus seinem Geschäft zu werfen. Wer sich über das eine oder andere aufregt, müsste sich fragen, warum die persönliche Freiheit nur für sich selbst gelten soll und die des anderen weniger zählt.
Darüberhinaus ist interessant, aus welchen Gründen eine Verschleierung abgelehnt wird. Im Fall eines Niqab, der nur einen Sehschlitz frei lässt, mag das Unbehagen nachvollziehbar sein. Vielen ist aber bereits das Kopftuch zu viel, Lehrerinnen dürfen es in diesem Bundesland nicht tragen. Der Verdacht liegt nahe, dass es weniger das Stück Stoff ist, das als unangenehm empfunden wird, sondern die Religion, die mit diesem in Verbindung gebracht wird.
Ein ähnliches Phänomen lässt sich in der aktuellen Beschneidungs-Debatte beobachten, gerade auch in der taz. Seit Jahrzehnten wird Jungen in Deutschland die Vorhaut abgeschnitten und es hat niemanden gestört. Obwohl es gute Gründe gibt, die Operation abzulehnen. Vor diesem Hintergrund ist die Vehemenz, mit der sich plötzlich Tausende zu Rettern des Kindeswohls aufschwingen, verblüffend. Wie Kopftuch-Gegner sollten sich Vorhaut-Schützer fragen: Wieviel Angst vor Muslimen habe ich eigentlich? Oder bin ich Antisemitin?