KOMMENTAR: EIKEN BRUHN ÜBER DIE CDU UND DIE GEBURTENRATE : Kinder kommen trotzdem
Elisabeth Motschmann von der Bremer CDU hat gelesen, dass die Geburtenrate in Deutschland gesunken ist. Die deutsche Durchschnittsfrau bekommt nur noch 1,36 Kinder. Und in Bremen – das regt die Kirchenpolitikerin richtig auf – sollen es laut statistischem Bundesamt nur 1,27 Kinder sein. Noch weniger reproduziert sich nur die Hamburgerin. Motschmann weiß, wer für die Gebärunlust verantwortlich ist: Rot-Grün. „Der Ruf der staatlichen Schulen, fehlende Betreuungsplätze, Wohnungsangebote“ – die Bremer Landesregierung kriege nichts davon gebacken und deshalb stecken „Bremens Frauen wie nirgendwo sonst in der Republik in der Zwickmühle zwischen Kinderwunsch und Karriere“, folgert Motschmann.
Dabei hat das eine nichts mit dem anderen zu tun. Frauen – und Männer – bekommen keine Kinder, weil der Staat ihnen dafür die besten „Rahmenbedingungen“ schafft. Ein Beleg ist das Elterngeld, das die Geburtenrate nicht mit langfristigem Effekt erhöhen konnte. Oder die Flächenländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein, in denen die Frauen mehr Kinder bekommen als der Bundesdurchschnitt – obwohl die Versorgung mit Krippenplätzen dort so miserabel ist.
Wenn Frauen sich heute gegen Kinder entscheiden oder so lange zögern, bis es zu spät ist, dann sind es fast immer persönliche Gründe. Einige werden ahnen, dass auch bei einer 100-Prozent-Versorgungsquote mit Kitaplätzen immer Kind oder Job zu kurz kommt – solange wir uns nicht klonen können und doppelt zur Verfügung stehen.
Wenn die CDU den Bremer Senat dafür kritisieren will, dass es zu wenig bezahlbaren Wohnraum für Familien gibt, Betreuungsplätze fehlen, das Schulsystem Ungleichheiten reproduziert, dann soll sie das gerne tun. Aber nicht aus bevölkerungs, sondern aus sozialpolitischer Motivation. Es gibt genug Familien mit einem oder zwei Elternteilen, denen damit jetzt geholfen wäre. Der Paritätische Wohlfahrtsverband mit seinem Vorschlag zu einer Kindergrundsicherung macht es vor.