KOMMENTAR: BESEELTER VORTRAG: Missbrauchte Einrichtung
Zu loben ist das Haus der Wissenschaft. Das hat klargestellt: Zweimal lässt man sich nicht missbrauchen. Zweimal lässt es sich nicht zur Plattform eines Kreationismus-Kündigers machen.
P annen passieren. Entscheidend ist, ob darauf angemessen reagiert wird. Deshalb ist das Haus der Wissenschaft zu loben. Das hat klargestellt: Zweimal lässt man sich nicht missbrauchen. Deutlich hat man sich von Albrecht Kellners Auftritt distanziert, den Kreationismus-Kündiger zu Mäßigung angehalten und seinen geplanten zweiten Abend storniert.
Denn, dass Kellner sich selbst nicht als Kreationisten bezeichnet, ist eine Aussage von ähnlicher Überzeugungskraft wie Walter Ulbrichts berühmter Satz von der Mauer, die niemand bauen wolle. Und Kellners - bemerkenswert richtige - Feststellung, dass es sich bei seinen kruden Analogieschlüssen und denkschwachen Appellen, "ins Grübeln" zu kommen nicht um Wissenschaft handelt, wirft eben nur die Frage auf: Warum mietet er dann das Haus der Wissenschaft? Und warum betont er dann seine Astrium-Zugehörigkeit? Ein Versehen? Eine Fügung der Vorsehung?
Nein, da steckt Absicht dahinter. Das war Kellners eigene, strategische Entscheidung. Ihm gings darum, seinen Thesen den Anstrich von Seriosität zu verleihen. Unlauter ist das, es grenzt an arglistige Täuschung - und es beweist höchstens: dass gesteigerte Religiosität und moralische Ansprüche nichts miteinander zu tun haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Merz und die AfD
Deutschland ist ein bisschen österreichischer geworden
Bundestag stimmt gegen Unionsantrag
Friedrich Merz scheitert mit seinen Plänen
Konservative Anti-Migrations-Pläne
Dann eben noch schärfer
Spontane Demos gegen Rechts
Merz mobilisiert Zehntausende
Tabubruch im Bundestag
Empörung, um zu spalten
Berufsverbot für angehende Lehrerin
„Ich möchte mich nicht weggebuckelt haben“