KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER VERMIETUNGEN : Ein Haus des Glauben
Wissenschaft erfordert Sorgfalt. Das gilt auch für Mietverträge einer Einrichtung, die sich „Haus der Wissenschaft“ nennt: Zum Forum für Scharlatane, Glaubenslehrer und Geisterbeschwörer darf es sich nicht machen. Beziehungsweise: Dürfte es nicht. Tut’s aber.
Denn in der Sandstraße tritt heute ein gewisser Herr Albrecht Kellner auf, so kündigt das Haus der Wissenschaften unter seinem eigenen Logo auf seiner Homepage an, und am 27. Oktober gleich noch einmal. Der hat Physik studiert, ist promoviert und war mal Manager bei Astrium. Darauf legt er wert.
Allerdings: Mit seinen Vorträgen hat das nichts zu tun. Die verkünden den Glauben an einen Schöpfer. Der sei Herrn Kellner unbenommen. Auch dass er Lust hat, seine kreationistischen Gefühle kundzutun – auf dem Christival oder in evangelikalen Bremer Gemeinden – ist sein gutes Recht. Unlauter ist nur, dass er selbst ein Wissenschaftsforum dafür aufsucht. Und peinlich, dass die Einrichtung dabei mitspielt. Denn es hätte ihr auffallen müssen, dass die Vorträge, selbst als Frage formuliert, weniger wissenschaftlich sind, als wenn er verkünden würde, dass die Erde eine Scheibe ist. Denn: Das lässt sich durch Beobachtung widerlegen. Die Frage nach einem Schöpfer könnte nur eine Offenbarung klären.