KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER ROSENKÖTTERS ABSCHIED : Mehr als verständlich
Selten hat eine deutsche Politikerin einen Posten unter ungünstigeren Voraussetzungen antreten müssen, als die Quereinsteigerin Ingelore Rosenkötter 2006 das Amt der Bremer Sozialsenatorin. Am selben Tag, als die Bürgerschaft sie in die Landesregierung wählte, setzte das Parlament zwei Untersuchungsausschüsse ein: Den zum Kindeswohl, der die Sozialverwaltung betraf. Und den Klinikuntersuchungsausschuss, der die Gesundheitsbehörde durchleuchten musste – aufgrund eklatanter Kontroll- und Steuerungsmängel.
Trotzdem hat Rosenkötter ihr Mammutressort unfallfrei über die Runden gebracht – und keinen Hehl daraus gemacht, dass ihre Stärken eher im zwischenmenschlichen Bereich liegen, in der Begabung, einer spröden Verwaltung ein sympathisches Gesicht zu geben.
Diese hätte sie als Beauftragte des Senats in Berlin und Brüssel jedenfalls nicht ausspielen können. Das ist eine Aufgabe für StrippenzieherInnen, die es nicht nur gelernt haben, sich in bundespolitischen Verwaltungen zu bewegen, sondern das auch noch gerne tun: Rosenkötter ausgerechnet diesen Posten anzubieten – das war bestenfalls eine Verlegenheitslösung, geboren aus schlechtem Gewissen. Schlau von ihr, dass sie sich darauf nicht hat einlassen wollen.