KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER CDU-BASIS-DEMOKRATIE : Vielleicht ein Geniestreich
Kurios: Da haben jetzt zwölf Gremien-Vorsitzende der Bremer CDU – vom Landesvorsitzenden der Schüler Union bis Heiko Strohmann, der dem Stadtbezirksverband Westen vorsteht – die Partei-Mitglieder aufgefordert, „sich an der Mitgliederbefragung zu beteiligen“. Und den Landesvorsitzenden Thomas Röwekamp, sich ihr als Kandidat zu stellen.
Ob er das tut, muss er spätestens am 7. November bekannt geben. Deshalb müssen die Röwekamp-Getreuen jetzt so tun, als müssten sie ihn dazu überreden. Um zugleich die Mitglieder aufzurufen, ihn zu wählen – also: bei der Befragung „ein starkes Signal dafür zu setzen, dass die CDU in Zukunft geschlossen“ kämpfe – was ja wohl nur durch eine klare Mehrheit für einen Bewerber geschähe.
Dieser verquaste Aufruf jedenfalls ist keines. Er ist vielmehr ein Dokument der Verunsicherung durchs Instrument einer Mitgliederbefragung, deren Ausgang so unerträglich offen ist. Die Unterzeichner trauen sich zwar nicht, den Mitgliedern vorzuschreiben, wie sie zu antworten haben. Nur, wozu wären sie sonst Vorsitzende, sie würden es aber gern. Und vielleicht ist der Anteil der Parteimitglieder, die sich gerne bevormunden lassen, doch noch größer als erwartet. Wenn nicht, kann der Aufruf Röwekamp nur schaden. Aber vielleicht hat ihn ja Rita Mohr-Lüllmann angeleiert. In diesem Fall wäre er allerdings ein echter Geniestreich.