KLAUS HILLENBRAND ÜBER US-RENTEN FÜR ALT-NAZIS : Peinliche Peanuts
Wenn mutmaßliche Nazi-Verbrecher, die nach dem Krieg in den USA gelebt haben, weiterhin ihre Renten erhalten, ist das schwer erträglich – für die Öffentlichkeit im Allgemeinen, besonders aber für die noch lebenden Opfer. Da kassiert ein heute 90-jähriger ehemaliger KZ-Wächter im Lauf der Jahre 450.000 US-Dollar, während viele Opfer unter Altersarmut leiden. Und doch machen es sich diejenigen zu leicht, die nun „Skandal, Skandal“ rufen und glauben, so ein Verhalten sei ja wohl typisch für die US-amerikanische Geschichtsvergessenheit. Vor allem die Deutschen sollten zu diesem ärgerlichen Vorfall stillschweigen.
Denn selbstverständlich kassierten all die SS-Männer in der Bundesrepublik ihre schönen Pensionen, solange sie nicht verurteilt wurden – was bekanntlich nur in den seltensten Fällen geschehen ist. Gleiches gilt für die Witwen derjenigen Verbrecher, die im Krieg verstorben waren – der bekannteste Fall betrifft die Gattin von Volksgerichtspräsident Roland Freisler. Schlimmer noch: Den Witwen von Widerstandskämpfern wurde eine Rente mit der Begründung abgelehnt, ihre Männer seien von einem Nazi-Gericht ordentlich verurteilt worden.
Die jetzt bekannt gewordenen Rentenzahlungen aus den USA gehen an Männer, die nie verurteilt worden sind. Nach US-Recht kann dort nur zur Verantwortung gezogen werden, wer einen US-Amerikaner geschädigt hat oder wenn die Tat in den USA begangen wurde. Weil beides für NS-Täter nicht gilt, diese sich aber in der Regel durch falsche Angaben ihre Einreise in die Vereinigten Staaten erschlichen haben, bleibt nur die Ausweisung. Es ist ein peinliches Versagen der Behörden, dass diejenigen mutmaßlichen Verbrecher ihre Rentenzahlungen behielten, die die USA schon vor ihrer Ausweisung verließen. Mehr nicht. Im Vergleich zum Versagen der deutschen Justiz ist es eine Kleinigkeit.