KLAUS HILLENBRAND ÜBER DEN HILFERUF ZYPERNS AN EUROPA : Ja zur Solidarität mit der Bank!
Es ist gekommen, wie es kommen musste. Das „Hilfsprogramm“ genannte Verarmungsschema der Europäischen Union für Zypern funktioniert leider nicht so, wie sich das die Brüsseler Optimisten gedacht hatte. Das sah nach einer kurzen heftigen Schockphase den langsamen Wiederaufstieg der Wirtschaft auf der Mittelmeerinsel vor. Jetzt zeigt sich, dass die Wirtschaft stärker schrumpft als prognostiziert, dass Arbeitgeber keine Löhne mehr zahlen können, weil sie von der Bank kein Geld erhalten, und dass die einzig verbliebene Großbank in massiven Schwierigkeiten steckt.
Schon jetzt müssen zypriotische Sparer von der Großmutter bis zum Biskuithersteller einen Großteil ihrer Einlagen abschreiben. Fällt die Bank of Cyprus, wäre sämtliches Kapital verschwunden. Die Folgen sind absehbar: ein vollständiger Stillstand der Wirtschaft, Massenarmut und Elend. Und ausnahmsweise wäre die Bank dieses Mal unschuldig.
Deshalb hört es sich zwar hübsch an, wenn manche sogenannte Linke beklagen, die EU helfe nur den Banken. Tatsächlich sind die EU-Kredite im Falle Zyperns bisher eben nicht zur Stabilisierung der Kreditinstitute verwandt worden. Genau diese Bankenhilfe tut jetzt dringend not, will man die Insel nicht ins Desaster schicken. Ja, es mag zynisch klingen, aber: Dieselben Institute, die die Krise erst ausgelöst haben und deren Manager sich als unfähige Geldverschwender entpuppten, sind so unverzichtbar für das Land, dass ihr Fortbestand gesichert werden muss.
In der Europäischen Union besteht freilich wenig Bereitschaft, das mühsam geschlossene Zypernpaket wieder aufzuschnüren. Zypern, diese angebliche Insel des Schwarzgelds russischer Oligarchen, soll sich selbst wie einst Münchhausen mit den Haaren aus dem Sumpf ziehen. Europäische Solidarität ist das nicht.
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