KINDL – Zentrum für Zeitgenössische Kunst: Nach außen gekehrte Verletzung: Asta Grötings „Berlin Fassaden“
Die Einschreibung von Erinnerung in die skulpturale Form – der Bildhauerin Asta Gröting gelingt dies in ihrem Werk immer wieder auf eindringliche Weise. Die Serie „Space Between a Family“ konzentrierte sich zum Beispiel auf figurative, menschliche Züge, Gröting ließ die Abdrücke von Familienmitglieder als Negativformen in Erscheinung treten. Hohl- und Zwischenräume, Furchen und Abdrücke fügen sich in Grötings Verfahrensweise zu sichtbaren Leerstellen zusammen, nur um das Unterbewusste gleichzeitig mit Empfindungen zu überfrachten. Die neue Werkreihe „Berlinfassaden“ knüpft an ihre ebenso zentrale Beschäftigung mit Dingen, Werkzeugen und Maschinen an und erweitert sie ins Architektonische. Großformatige in Silikon abgegossene Mauerteile aus dem Berliner Stadtbild thronen im KINDL-Zentrum an den Wänden und auf dem Boden. Sie alle tragen Einschusslöcher aus dem Zweiten Weltkrieg in sich. Auch diese sind in der Negativform festgehalten, die Löcher stülpen sich nach außen, der Welt entgegen. Schwarzer und roter Staub überzieht sie, das Silikon hat den Schmutz der Wände aufgenommen und trägt die Überreste der Vergangenheit mitten in die Gräben der Gegenwart. NYM
Bis 3. 12., Mi.–So., 12–18 Uhr, Maschinenhaus (M0.), Am Sudhaus 3
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen