KINDERCAFÉ : Nahkampfzone
Es regnet. Und ich habe nicht viel Zeit. Aber ich will joggen. In solchen Fällen schwinge ich mich nicht aufs Fahrrad, um damit in den Volkspark Friedrichshain oder ins Cantian-Stadion zu fahren. In solchen Fälle jogge ich um den Helmholtzplatz. Nun ist dieses Kinder-Eltern-Paradies mit Holzklettergerüst, Spielwiese und Coffee-to-go-Shops in den vergangenen Jahren in den Ruf geraten, die Muttis und Vatis dort würden nur sich selbst und ihre Kleinen im Blick haben. Ich wohne dort trotzdem sehr gern und auch schon sehr lange dort.
Ich jogge also um den Helmi, durch Pfützen und über Kies, vorbei an verwaisten Parkbänken und Spielgeräten. Und vorbei am „Kiezkind“, einem Café mit ausladendem Bücher- und Spieleangebot, Wickeltisch und beheiztem Innensandkasten. Es ist umrandet mit einem kniehohen Zäunchen, darin ein kleines Türchen, an dem prangt ein Schild: „Keine Hunde“. Ich klinke das Türchen auf und laufe durch den Garten. Doch jedes Mal, wenn ich wieder am Türchen bin, ist es geschlossen. So geht das Runde um Runde.
Im „Kiezkind“ sitzen zwei Mütter und trinken Kaffee, ich sehe sie durch die großen Scheiben, ihre zwei Kinder buddeln im warmen Sand. Draußen regnet es, der Platz ist leer gefegt. Eine der beiden Mütter hechtet heraus, als sie mich sieht: „Die Tür bleibt zu!“ Ich japse: „Ich bin aber kein Hund. Es ist auch kein Kind da, weit und breit nicht.“ „Trotzdem. Das ist hier ein Spielplatz und kein Stadion.“
Ich erinnere mich daran, als das „Kiezkind“ eröffnete. Damals war meine Tochter klein, wir spielten oft auf dem Helmi. So ein Kinder-Café, fand ich, passt gut hierher.
Die Mutter bleibt jetzt vor der Tür stehen. Ich höre, wie sie der anderen Mutter im Raum zuruft: „Du, wir haben jetzt einen Supertherapeuten gefunden. Wir sind ja so glücklich. Der ist spezialisiert auf Vierjährige.“
SIMONE SCHMOLLACK