■ KAUM ZU GLAUBEN: Pestizid Tetradifon in der „Teekanne“
Viele Tees der besonders edlen Sorte Darjeeling sind mit dem Pestizid Tetradifon belastet. Der an der Berliner Technischen Universität entstandene Verein Meßzelle hatte ein Labor mit Untersuchungen beauftragt. Im Darjeelingtee von Marktführer Teekanne fand es bis zum 24fachen der erlaubten Menge.
Willi Rausch, bei Teekanne für die Qualität verantwortlich, bestritt den für die Meßzelle ermittelten Wert zunächst entschieden. Doch als er, von ÖKO-TEST-Recherchen aufgeschreckt, den Tee selbst untersuchen ließ, bestätigte sein Labor den Befund. Weitere Untersuchungen ergaben: Die Hälfte der zum Verkauf abgepackten Tees überschreitet die gesetzliche Grenze.
Dennoch werden die meisten verkauft. Rausch hält die gesetzliche Grenze von 10 Mikrogramm Tetradifon pro Kilogramm Tee nämlich für einen bloßen „Erinnerungswert“. Weil Tetradifon bisher nie ein Problem war, habe der Gesetzgeber einfach einen extrem niedrigen Wert festgelegt. Erst im vergangenen Jahr hätten indische Teeanbauer Tetradifon eingesetzt, nachdem sie mit einem anderen Pestizid in Deutschland aufgefallen waren. Nach Rauschs Rechnung könnte man gefahrlos jeden Tag drei Schwimmbecken mit Tetradifon-Tee trinken.
Das Bundesgesundheitsministerium bereitet zwar gerade eine Erhöhung des Wertes vor, doch so locker wie bei Teekanne sieht man das Problem dort nicht. Auch nach dem vorgesehenen Wert von 50 Mikrogramm hätte der für die Meßzelle untersuchte Tee nicht verkauft werden dürfen. Teekanne hält sich bereits heute nur an diesen neuen Wert. Sonst wäre der Marktführer in Lieferschwierigkeiten. Denn erst nach der nächsten Ernte im Sommer kann die Firma wieder unbelasteten Tee kaufen. jp
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