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Archiv-Artikel

KARIM EL-GAWHARY ZUM OFFIZIELLEN ABSCHIED DER US-TRUPPEN IN BAGDAD Nichts ist gut im Irak

Skandalös sind nicht die Thesen von Sudel-Thilo. Skandalös ist die Aufnahme, die sie erfahren

Uns wird es gut gehen und ihnen wird es gut gehen, erklärte US-Vizepräsidenten Joe Biden bei seinem Besuch im Irak. So lapidar vermarktet Washington den Abzug seiner Kampftruppen, die ein verwundetes Land verlassen. Statt sich bei den Irakern und der Welt für das Chaos zu entschuldigen, das sie angerichtet haben, wollen die USA das Ganze jetzt ohne großes Aufsehen ad acta legen.

Die meisten Iraker haben immer auf ein Ende der Besatzung gedrängt. Aber die Besatzung hat sie in eine Lage gebracht, in der viele heute fordern, die US-Truppen sollten doch noch etwas länger bleiben: Zu sehr haben sie Angst vor einem erneuten Bürgerkrieg, zu gering ist ihr Vertrauen in die eigenen Institutionen, in Polizei und Armee, die schnell wieder zu Instrumenten der Religionsgruppen und Milizen werden könnten. Symptomatisch, dass es auch ein halbes Jahr nach den Wahlen nicht gelungen ist, in Bagdad eine Regierung zu bilden – und das dies auf absehbarer Zeit auch nicht zu erwarten ist.

Washington bereitet unterdessen einen fliegenden Wechsel vor: Das Pentagon geht, das State Department kommt nach Bagdad. Statt Soldaten schickt Obama Diplomaten in eine US-Botschaft, die das Areal von acht Fußballfeldern einnimmt. Ein Wechsel, der im Irak auf Skepsis stößt. Auch kurz nach der Invasion hatte Washington viele junge, unerfahrene Leute nach Bagdad geschickt, um die Zivilverwaltung aufzubauen. Die wenigsten hatten wirkliche Kenntnisse von Land und Leuten, geschweige denn Sprachkenntnisse, dafür aber eine große Portion Arroganz und den Glauben, den Irakern den richtigen Weg weisen zu können. Sieben Jahre später stehen sie wieder vor den Toren der Grünen Zone. Mit einem Unterschied: Sie haben viel weniger Feuerkraft hinter sich und werden nicht mehr so ernst genommen.

Ausland Seite 10