KAPITALSPUK : Gespenstische Realität
Verwundert waren der profilierte Theorie- und Philosophie-Verlag Diaphanes und der Berliner Literatur- und Kulturwissenschaftler Joseph Vogl schon, dass dessen Essay „Das Gespenst des Kapitals“ tatsächlich neben Steve-Jobs-Biographie und Wickert-Moralin in den Bestseller-Regalen stand. Während aber das Feuilleton in dem kleinen Bändchen überwiegend eine „glänzend geschriebene“ (Berliner Zeitung) „Entzauberung der Finanzwelt“ (SZ) entdeckt hat und begeistert war, fand der eine oder andere Bestseller-Leser darin dann doch zu viel „germanisch-frankophile Schwurbelschreibe“ und es „fast unlesbar wie eine Diplomarbeit“ (Amazon-Rezensionen). Morgen Abend spricht Vogl im Literarischen Zentrum in Göttingen über jenes eigenwillige gespenstische Marktgeschehen, das sich als ökonomische Realität ausgibt, davon aber eigentlich vollkommen entkoppelt ist. Und darüber sprechen, das kann er unbestreitbar äußerst unterhaltsam. Aber ob sich am Ende noch Zeit für Detailfragen zur Brownschen Molekularbewegung findet? MATT
■ Göttingen: Fr, 3. 2., 20 Uhr, Literarisches Zentrum, Düstere Straße 20