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K O M M E N T A R Stilgerechter Geschmack

■ Wenn Denkmalpfleger sich einmischen

Fünfzehn Jahre Denkmalschutzgesetz in Bremen - fast könnte man darüber ein freudiges Jubiläumsfest feiern. Schließlich strahlt die Stadt zum Teil straßenzügeweise in aufgepepptem altem Glanz. Wer führt WochenendbesucherInnen nicht gerne durchs Viertel, durchs Milchquartier oder Schwachhausen? Immer an den Fassaden vorbei, die die Denkmalpfleger hüten wie Augäpfel.

Was die fünfeinhalb-Mann-starke Pflegebehörde in ihrem denkmalschützenden Alltag dabei so alles anstellt, präsentierten zwei ihrer Mitarbeiter gestern im Amtsgericht als sie einem bisher als „denkmalkorrekt“ in zentimeterdicken Akten geführten Kulturdenkmalbesitzer per fühlbarem Bußgeldbeschluß beibringen wollte, daß Holzverzierung wie Fachwerk und deshalb braun und nicht grau auszusehen habe. Zeit genug hat der Denkmalpfleger, zur Verhandlung eigens ein Din A 4 - Aquarell anzufertigen, um zu demonstrieren, wie er sich die Häuserzeile künftig farblich vorstellt. Nicht kümmern kann er sich um Plastikfassaden, Betongaragen und Senats-Gästehäuser.

Birgitt Rambalski

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