„Junge Welt“ sieht Existenz gefährdet: Mit einer Million in den Miesen
Der linken Tageszeitung fehlen 950.000 Euro, auch im vergangenen Jahr machte sie 144.000 Euro Verlust. Nun startet sie eine Rettungskampagne.
BERLIN epd | 27 Jahre nach dem Mauerfall steckt die aus der DDR-Zeit stammende Tageszeitung „junge Welt“ in ernsthaften wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Zwar habe die Zeitung die verkaufte Auflage in den zurückliegenden fünf Jahren von 17.500 auf 19.400 steigern können.
Damit sich die Zeitung trägt, seien dies aber noch immer 2.000 Abonnements zu wenig, sagte Dietmar Koschmieder, Geschäftsführer der Verlag 8. Mai GmbH, am Freitag in Berlin. So sei im laufenden Geschäftsjahr ein Minus von 144.000 Euro aufgelaufen.
„In unserer letzten Bilanz stehen dem Eigenkapital in Höhe von 25.600 Euro ein über die Jahre angesammelter nicht gedeckter Fehlbetrag in Höhe von über 950.000 Euro gegenüber“, sagte Koschmieder. In der Samstagausgabe wendet sich die Zeitung deshalb mit einem offenen Brief an die Leser und wirbt um neue Abonnenten.
Damit die Herausgabe der Zeitung trotzdem fortgesetzt werden könne, müsse eine Reihe von Maßnahmen ergriffen werden, heißt es dort. Darüber werde noch im Herbst eine außerordentliche Vollversammlung der Haupteigentümerin beraten.
Die „junge Welt“ wurde 1947 in der Sowjetischen Besatzungszone gegründet. Nach 1990 wurde sie den Angaben zufolge für eine symbolische Mark an einen Westberliner Verleger verkauft. Im Jahre 1995 wurde die Zeitung eingestellt. Teile der Belegschaft gründeten dann einen neuen Verlag, um die Zeitung weiter herauszugeben. 1998 übernahm dann die junge-Welt-Genossenschaft die Mehrheit an den Verlagsanteilen.
Leser*innenkommentare
Reinhold Schramm
Wäre es schade um die junge Welt ?
»Sterbeglöckchen? "Es ist nicht einfach, in Zeiten, in denen die Rechten auf dem Vormarsch
sind, erfolgreich eine linke Zeitung zu machen." (Zitat JW)«
Vgl. Freitag-Meinungsmedium*
Mein Kommentar
Die Kritik am Raubtierkapitalismus und quandtschen Bourgeoissozialismus deutscher Prägung wird akzeptiert, aber die Kritik am Raubtierkapitalismus und Bourgeoissozialismus der chinesischen Finanz- und Monopolbourgeoisie und deren antikommunistischen Konvergenzpartei chinesischer Prägung, der KPCh, wird ausgeschlossen.
Wer unter Bewusstseinsspaltung gegenüber dem nationalen und internationalen Kapitalismus und
Imperialismus leidet, der hat sich bereits ideologisch gewendet und marxistisch-leninistische, antikapitalistische und antiimperialistische Positionen verlassen. Der operiert pseudomarxistisch und kleinbürgerlich-ideologisch für fremde Interessen und auf deren Rechnung, aber nicht für die emanzipatorisch-sozialistische Internationale, - einschließlich die deutsche und chinesische Arbeiterklasse. [Vgl.*]
Die junge Welt in eigener Sache, Ausgabe vom 15.10.2016
Offener Brief an unsere Leserinnen und Leser, vgl.**
»{...} Die junge Welt hat eine Genossenschaft, die dem Verlag hilft, Projekte zu finanzieren und die Liquidität abzusichern. Um aber die laufenden Kosten decken zu können, bleibt der entscheidende Faktor die Anzahl der zahlenden Leserinnen und Leser. {...}« **
* Vgl. Freitag-Meinungsmedium, 15.10.2016. Es wäre schade um die Junge Welt. Ein Blog-Beitrag von Freitag-Community-Mitglied Bernd Ebert http://www.freitag.de/autoren/sutrebe/waere-schade-um-die-junge-welt
** junge Welt In eigener Sache Offener Brief an unsere Leserinnen und Leser http://www.jungewelt.de/2016/10-15/064.php
16.10.2016, Reinhold Schramm
35440 (Profil gelöscht)
Gast
Eine Zeitung mit einer sehr speziellen Zielgruppe. Wie wäre es mit einer Paywall?
Geldgier Word den Verlag sowieso vorgeworfen werden. Egal was er tut.
Pierre Xuso
Aha, interessant. Jetzt benötige ich die Hilfe der taz! Soll ich nun die "Junge Welt" oder die "taz" abonnieren? Was empfiehlt die taz-Redaktion?