piwik no script img

■ Junge Kurdin darf nicht wieder einreisenBaden-Württemberg sperrt Mädchen aus

Stuttgart (AP) – Die in die Türkei abgeschobene minderjährige Kurdin Fena „Neshe“ Özmen soll nicht wieder in die Bundesrepublik einreisen dürfen. Das hat die baden-württembergische Landesregierung am Montag abend entschieden. Das CDU/FDP-Kabinett kam einhellig zu der Auffassung, daß nach Paragraph 22 des Ausländergesetzes keine außergewöhnliche Härte vorliege.

Der Fall der 16jährigen Neshe, die seit 1994 bei ihrem Bruder in Heidelberg lebte, hatte seit Wochen für Wirbel gesorgt. Nachdem die zwei Asylanträge des Mädchens abgelehnt worden waren und sie der Aufforderung zur „freiwilligen Ausreise“ nicht nachgekommen war, wurde sie im Juli abgeschoben.

Justizminister Ulrich Goll begründete die Entscheiung damit, daß das Mädchen nicht bei ihrer Familie in der Türkei leben wolle. Dies habe mit dem Ausländergesetz und den Asylgründen, die an Verfolgung anknüpften, wenig zu tun. Drei gerichtliche Instanzen hätten attestiert, daß keine Verfolgung und keine Abschiebungshindernisse vorlägen, verteidigte der FDP-Politiker die Haltung der Landesregierung. Das Kabinett habe den Fall ausgiebig beleuchtet und erörtert. Nach der ausführlichen Schilderung des Falls durch Innenminister Thomas Schäuble lasse es sich nicht halten, daß eine Nichteinreise eine außergewöhnliche Härte bedeuten würde.

SPD und Grüne hatten sich für das Mädchen eingesetzt und von der Landesregierung verlangt, ein Zeichen der Humanität zu setzen. Auch der Petitionsausschuß des Landtags hatte sich mit dem Fall befaßt und mit den Stimmen von CDU und „Republikanern“ eine Empfehlung für die Wiedereinreise abgelehnt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen