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■ Junge Freiheit im Mosse-HausKein Ort für Rechte

Die Welt ist manchmal schamlos: Trauerlieder über SS-Gräbern, Warenhauspläne für eine KZ-Gedenkstätte, Straßenumbenennungen nach altdeutscher Art und nun die Redaktion der rechten Wochenpostille Junge Freiheit im Mosse-Haus. Sicher, das tut den Steinen nicht weh – der Topographie allerdings, ihrer historischen Bedeutung und dem Erinnerungswert umso mehr. Das Mosse-Haus an der Schützenstraße zählte im Berlin der zwanziger Jahre zu den Gravitationszentren liberaler und demokratischer Zeitungskultur, die in Deutschland zum großen Teil eine jüdische war. Rudolf Mosse gründete das Berliner Tageblatt. Erich Mendelsohn gab dem Gebäude seinen expressiven Schnitt und Theodor Wolff oder Alfred Kerr schliffen die Sprache für den Druck.

Bis heute gibt es in Berlin kein Quartier, das diese Tradition erneut verkörpern könnte. Sie bleibt eine Leerstelle. Daß diese ausgerechnet von den jungen Rechten und ihrem dummdeutschen Neokonservatismus besetzt wird, grenzt an Zynismus, haben doch deren geistige Großväter und Arisierer das Pressehaus auf dem Gewissen. Mehr noch bleibt die Frage, ob der Hausherr Greve ganz von Sinnen war, als der den Rechten dort Raum für viel Geld anbot. Wenn er nicht wissen wollte, wessen einstiges Pressehaus er jüngst hat renovieren lassen, welchen Symbolwert dieses besitzt, und wer nun bei ihm einzieht, wäre dies unverzeihlich. Indessen ist das schwer zu glauben. Vielmehr scheint Fingerspitzengefühl und Verantwortlichkeit im Umgang mit historischer Topographie im Berlin der leerstehenden Bürokästen nicht mehr relevant. Da ist jeder Mieter recht. Auch ein ganz rechter. Rolf Lautenschläger

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