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Judith Butler über soziale Gerechtigkeit"Ich bin für Spaß und Genuss"

Die Geschlechterforscherin Judith Butler über Rassismus, Homophobie und das Problem, etwas Falsches durch etwas anderes Falsches korrigieren zu wollen.

Judith Butler: "Ich denke, dass das Recht auf Vergnügen nicht wichtiger ist als das Bekenntnis zu sozialer Gerechtigkeit." Bild: jerry bauer/suhrkamp verlag
Interview von Peter Rehberg

taz: Frau Butler, in welcher Weise sehen Sie den Berliner CSD in Komplizenschaft mit Rassismus?

Judith Butler: Mehrere der Organisatoren und Sponsoren haben öffentlich Meinungen vertreten, die Communitys türkischer, nordafrikanischer und arabischer Herkunft herabwürdigen.

Wen meinen Sie damit?

Ich spreche von Inhalten, die zum Beispiel auf Webseiten vertreten werden. Ich betrachte diese Beiträge als Formen von Rassismus, denen man entgegentreten muss. Ich war auch darüber alarmiert, was für ziemlich schreckliche Stereotype unter einigen der prominentesten Figuren beim Berliner CSD zirkulierten. Natürlich haben nicht alle Organisatoren des CSD solche Äußerungen gemacht, aber die Tatsche, dass solche Äußerungen von den jetzigen Organisatoren nicht verurteilt worden sind, war genug, um mich zu überzeugen, dass die Annahme des Preises eine Komplizenschaft mit Rassismus bedeuten würde.

Haben Sie sich mit mehreren Gruppen getroffen, bevor Sie den Preis verweigert haben?

Ja, ich habe mich mit mehreren Gruppen getroffen und wurde auch von mehreren anderen Gruppen in Europa und den Vereinigten Staaten gebeten, unter diesen Bedingungen den Preis nicht anzunehmen.

Wann haben Sie sich entschlossen, den Preis nicht anzunehmen?

Endgültig habe ich mich am Abend vor der Preisübergabe dazu entschlossen.

Judith Butler

54, ist Professorin für Rhetorik und vergleichende Literaturwissenschaft an der European Graduate School und an der University of California, Berkeley. Mit ihrem 1990 erschienenen Buch "Gender Trouble" ("Das Unbehagen der Geschlechter") erteilt die Geschlechterforscherin dem klassischen Feminismus eine Absage: "Der Versuch, den Feind in einer einzigen Gestalt zu identifizieren, ist nur ein Umkehrdiskurs, der unkritisch die Strategie des Unterdrückers nachahmt, statt eine andere Begrifflichkeit bereitzustellen." Das Buch gilt als Schlüsselwerk der "Queer Studies".

***********

Das Problem

Judith Butler hat den Zivilcourage-Preis des Berliner CSD abgelehnt. Ihre Begründung war, dass der CSD sich gegenüber Rassismus nicht ausreichend distanzieren würde - und zu kommerziell wäre, im Unterschied zum transgenialen CSD, den Butler als politisch versteht. Ihre Ablehnung stützt Butler vor allem auf Versuche, Schwulenfeindlichkeit besonders bei ethnischen Minderheiten zu thematisieren. Eine solche Haltung wird von Judith Butler als rassistisch abgelehnt. Stattdessen fordert sie ein "Nachdenken über Homophobie, das Rassismus nicht wiederholt".

Einer der kontrovers diskutierten Punkte in letzter Zeit in Berlin betrifft das Vorgehen des schwulen Überfalltelefons "Maneo". Auf Fragebögen zur Erfassung homophober Gewalt wird die Möglichkeit angeboten, den ethnischen Hintergrund des Angreifers anzugeben …

Ich denke, dass das eine rassistische Vorgehensweise ist. Beschuldigen wir alle Juden, wenn eine jüdische Person etwas Falsches getan hat? Beschuldigen wir alle Frauen, wenn eine Frau etwas Falsches getan hat? Wenn jemand etwas Kriminelles getan hat, ist die Handlung kriminell, nicht die Person, und nicht der ethnische oder religiöse Hintergrund einer Person. Eine solche Taktik ist bestrebt, Minderheiten für Handlungen verantwortlich zu machen, die sicherlich genauso häufig von rechtsextremen Deutschen begangen werden, deren nationale Zugehörigkeit nicht erwähnenswert ist. Sicherlich muss jede Kampagne gegen Homophobie dafür sorgen, dass der absolut falsche Charakter jedes Angriffs von sexuellen Minderheiten oder Gender-Minderheiten, und dazu gehören auch Transsexuelle, Aufmerksamkeit bekommt. Aber sie muss auch die Bürgerrechte aller Menschen schützen, und dazu gehören alle Minderheiten. Als jemand mit einem jüdischen Hintergrund bin ich sehr alarmiert, wenn man den ethnischen oder religiösen Hintergrund auf einem solchen Fragebogen angeben soll. Es läuft darauf hinaus, Minderheiten zur Zielscheibe zu machen, und es kann nicht richtig sein, etwas Falsches zu korrigieren, indem man erneut etwas Falsches macht.

Eine Studie des Soziologen Bernd Simon von der Universität Kiel besagt, dass eine homophobe Einstellung bei Jugendlichen, die aus der ehemaligen Sowjetunion, der Türkei oder arabischen Ländern stammen, stärker ist als bei Jugendlichen ohne Migrationshintergrund.

Eine interessante Studie, keine Frage. Aber wirft sie auch einen Blick auf homophobe Attacken von jugendlichen und erwachsenen Neonazis? Und was ist der Zusammenhang zwischen Homophobie und rechtsextremen Bewegungen? Wir müssen mit diesen Studien vorsichtig sein, weil wir nicht wissen, wie sie ihre Untersuchungsgesamtheit finden und wie die Interviews geführt werden.

Eine wirksame Präventionsstrategie kommt Ihrer Meinung nach also ohne die Information ethnischer Zugehörigkeit aus. Sollte man auf diese Angabe verzichten?

Es ist eine Art und Weise, ein rassisches Profil zu erstellen, was eine Beschneidung der Menschenrechte bedeutet. Hochinteressant und dringend wäre es erstens, alle Formen homophober Gewalt zu berücksichtigen, inklusive derer, die von Rechtsextremen begangen werden - und zu gucken, wie die "Fakten" aussehen würden, wenn wir diese Frage stellen. Und zweitens mit Gruppen farbiger Queers, die aus Migrantencommunitys kommen, zusammenzuarbeiten, die immer mit der Frage von Rassismus innerhalb der "queer community" umgehen müssen sowie mit der Frage von Homophobie innerhalb und außerhalb der Minderheitencommunitys. Nur dann können wir ein echtes Bild sich überschneidender Unterdrückungen bekommen und eine weitreichende und wirksame Koalition gegen Gewalt ermöglichen.

Wenn Sie denken, die ethnische Zugehörigkeit von Gay-Bashern sollte nicht diskutiert werden, wie kann eine solche Strategie von einer Haltung unterschieden werden, die Homophobie nicht ernst nimmt?

Homophobie ernst zu nehmen, heißt zu akzeptieren, dass sie auf unterschiedlichen Ebenen existiert und in verschiedenen Schichten der Gesellschaft. Wir sollten uns für die Homophobie innerhalb der CDU oder innerhalb der katholischen Kirche interessieren, aber auch unter Liberalen der Mittelklasse und neuen rechtspopulären Organisationen. Wenn wir dann vielleicht Homophobie innerhalb von Migrantencommunitys in Betracht ziehen, würden wir eine Art und Weise des Nachdenkens über Homophobie haben, die Rassismus nicht wiederholt. Aber untersuchen wir das Problem? Oder versuchen wir, diese Homophobie zu bekämpfen? Wenn wir das versuchen, müssen wir es in einem Zusammenhang einer Allianz machen, für die der Kampf gegen Rassismus genauso wichtig ist wie der Kampf gegen Homophobie.

Geht Ihre Argumentation nicht davon aus, dass der Kampf gegen Rassismus wichtiger ist als der Kampf gegen Homophobie?

Nein, sie sind beide gleichermaßen inakzeptabel.

Sie haben Hamas und Hisbollah als einen Teil der Linken bezeichnet. Gibt es für diese beiden palästinensischen Organisationen einen Platz innerhalb einer queeren Koalition gegen Rassismus und Homophobie?

Mir ist klar, dass einige Leute mich in der Weise zitiert haben, dass ich Hamas und Hisbollah als links verstehen würde. Bei dem Statement in seiner Gänze betrachtet, als Antwort auf eine Frage, die aus dem Publikum kam, ging es allerdings darum, dass diese Bewegungen zwar als links beschreibbar sind, aber dass man, wie mit jeder Bewegung auf Seiten der Linken, entscheiden muss, ob es eine Bewegung ist, die man unterstützt oder nicht. Ich habe niemals eine dieser Bewegungen unterstützt, und da ich mich selber zur Gewaltlosigkeit verpflichtet fühle, wäre es für mich auch unmöglich, eine von ihnen zu unterstützen. Es ließe sich viel dazu sagen, wie sie sich gebildet haben und was ihre Ziele sind und in welcher Weise sie einen Kampf gegen Kolonialismus und Imperialismus darstellen. Aber dabei geht es für mich um analytische und beschreibende Arbeit - nicht um Anhänglichkeit oder Unterstützung.

In welcher Weise ist die Situation in Ländern wie den Vereinigten Staaten und Deutschland in Bezug auf Rassismus, Homophobie und ihre Überschneidungen vergleichbar?

Ich bin nicht in der Lage, Verallgemeinerungen dieser Art vorzunehmen. Aber ich habe bemerkt, dass in Deutschland unter Rassismus oftmals nur Antisemitismus verstanden wird, und es ist weit verbreitet, den Verweis auf "Rasse" zurückzuweisen unter Berufung darauf, dass diese Kategorie selbst Rassismus vorantreibt. Aber wir müssen in der Lage sein, die verschiedenen ineinander verzahnten Geschichten von Rassismus zu verstehen, Antisemitismus und Anti-Schwarzen-Rassismus zum Beispiel. Es gibt historisch neue Formen des Rassismus, die wir untersuchen und gegen die wir uns stellen müssen, also hoffe ich, dass der Diskurs über Rasse und Rassismus in den kommenden Jahren präziser und gründlicher wird.

Haben wir tatsächlich zwei verschiedenen Welten, die kommerzielle weiße schwule Welt auf der einen Seite und die multikulturelle, queere, politische auf der anderen?

Ich glaube nicht, dass das Problem darin liegt, dass die eine Gruppe zu dem einen und die andere zum anderen Event geht. In der Tat habe ich angenommen, dass es Überlappungen gibt, deshalb habe ich auch überhaupt erst zugesagt. Es ist mir relativ egal, ob diese Veranstaltungen kommerziell sind. Aber es ist mir nicht egal, wenn Organisatoren und Sponsoren der Veranstaltungen an rassistischen Praktiken teilhaben oder offene Verachtung für Minderheiten äußern. Für mich ist "queer" eine aktive Bewegung unter Minderheiten, die zu Koalitionen führen sollte, und wenn eine Minderheit im Namen einer anderen geopfert wird, hat die Bewegung ihren politischen Anspruch auf Gerechtigkeit und Gleichheit verloren. Ich bin für Spaß und Genuss, und ohne Frage genieße ich auch kommerzielle Vergnügen, aber ich denke nicht, dass das Recht auf Vergnügen wichtiger ist als das Bekenntnis zu sozialer Gerechtigkeit. Ich habe sozusagen deutlich gemacht, wozu ich mich verpflichtet fühle.

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23 Kommentare

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  • N
    Nichtidentisches

    Wie weit Butler in ihrer pseudokritischen Konfliktanalyse sich zu gehen erlaubt, sieht man an ihrem geschriebenen, publizierten und im Suhrkamp-Verlag ins Deutsche übersetzten Wort:

     

    "Ein paar Tage später besuchte ich eine Konferenz, auf der ich einen Vortrag über die wichtigen kulturellen Bedeutungen der Burka hörte, darüber, wie sie für die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft und Religion, zu einer Familie, einer umfangreichen Geschichte von Verwandtschaftsbeziehungen steht, daß sie eine Übung in Bescheidenheit und Stolz, einen Schutz vor Scham symbolisiert und daß sie auch als Schleier wirkt, hinter dem und durch den weibliche Handlungsfähigkeit wirken kann. Die Sprecherin fürchtete, daß die Zerstörung der Burka, so als sei diese ein Zeichen der Unterdrückung, der Rückständigkeit oder sogar des Widerstandes gegenüber der kulturellen Moderne selbst, zu einer erheblichen Dezimierung islamischer Kultur führen würde und zu einer Ausbreitung von US-amerikanischen kulturellen Annahmen, wie Sexualität und Handlungsfähigkeit zu organisieren und darzustellen seien."

  • N
    Nichtidentisches

    Judith Butler sollte erstmal ihre eigenen geschriebenen Worte an diesen Standards messen. Da wären zum Beispiel ihre dezidiert auf antisemitisches Vokabular bauendenen Angriffe auf Israel, die eine derart vulgäre "Konfliktanalyse" beinhalten, dass ihren Anforderungen an die Homophobie-Forschung Hohn gesprochen wird. Wenn sie historisch-kritische Analysen einfordert, sollte sie diese im Fall Israels nacharbeiten und sich für den antisemitischen Schwundsinn entschuldigen, den sie verzapft und mit dem sie am propagandistischen Projekt der antisemitischen Internationalen teilhat. Ansonsten macht sie sich weiter doppelter Standards verdächtig. Siehe dazu auch ihre unverhohlene Sympathie mit der Burka als Instrument der weiblichen Würde.

  • H
    hetty

    Doch, ich glaube schon, dass Frau Butler ganz bei Verstand ist. Ich denke, dass sie gerade mit solch provokanten Thesen die Autonomie des queeren Denkens unter Beweis stellt. Vom Opfer eines Angriffes, sei er nun homophob,religiös-extremistisch, rassistisch oder sexistisch gemeint, zu verlangen, es solle sich in seiner Selbstrezeption verorten, bevor es die Repressionsmaschinerie bedient, ist eine Zumutung, eine emotionale Tour de Force, aber vielleicht gerade der Schlüssel zum Selbstverständnis, der verloren zu gehen droht, wenn man ihn nicht wach hält. Die ureigendsten Kräfte der queeren Community wurzeln in solchen schmerzhaften Prozessen und gerade darin liegen ihre Möglichkeiten, das Andere zu denken, jenseits von Parteienpolitik und Religion, jenseits von "rechts" und "links", aber ohne auszuformulieren oder final festzulegen, von wo aus wirklich. Das Queere verstehe ich daher als unbequemen diskursiven Prozess der Wachsamkeit. das Fragen jenseits des Kategoriendenkens auch in den schwierigsten Momenten stellen MUSS, gegen den Mainstream und permanent.

  • GB
    Georges Bataille

    Ich finde es interessant, wie sehr in den Kommentaren auf eine "realistische" Lösung des "Problems" und vor allem auf die "neutrale" Möglichkeit der Statistik gepocht wird.

    Wie sie schon meint, sollte man die Art und Weise, wie Statistiken erstellt werden, wie die Fragen gestellt und wie Meinungen dort auch implizit rüber gebracht werden, stärker prüfen.

     

    Auch der hier angesprochene Fall der Wichtigkeit von solchen Werten wie Geschlecht bei Vergewaltigung und ethnische Zugehörigkeit bei homophoben Übergriffen, lässt mich fragen: WAS sagt die Angabe dieser Dinge denn wirklich aus? Wird bei Vergewaltigungen nicht sowieso immer gleich der Mann, da der Penetrierende, als Täter dargestellt? Und bei homophoben Übergriffen immer gleich das Phantasma des dümmlichen prolligen Machos aus dem Iran oder der Türkei, der "unseren" westlichen wundervollen schwulen Lifestyle nicht mag?

     

    Solche Studien, die mit derartigen Parametern arbeiten, verdrängen das Grundproblem von (sexualisierter) Gewalt und ihre Entstehung im Aufeinanderprall verschiedener kultureller Ansichten bzw. von Gründen, gerade bei Vergewaltigungen, die sich ar nicht so schmematisch fassen lassen und evtl. erst recht nicht ganz in das allgemeine Verständnis der Gesellschaft passen.

  • B
    Burghard

    Was soll ich von Frau Butlers Äußerungen halten?

     

    Ehrlich gesagt: überhaupt nichts. Auch in deisem Interview wirft sie Organsiationen und personaen Rassismus vor, ohne dies zu belegen. Wo sind denn die Websites, die die Thesen von ihr belegen? Weder hier noch in der Printausgabe der taz sind sie zu finden.

     

    Von einer Wissenschaftlerin erwarte ich eigentlich eine fundiertere Argumentation und nicht so viel heisse Luft.

     

    Aber eines noch zum Abschluss: Sie sagt ja selbst, dass sie am Abend vor dem CSD den Entschluss gefasst hat, den Preis nicht anzunehmen. Warum war sie dann nicht in der Lage mit dem CSD als Veranstalter und Verleiher zu reden? Das hätte vermutlich ihre festgefahrene Meinung erschüttert.

  • MM
    Matthias Mergl; Wolfgang Müller

    Dank an Judith Butler für ihre deutlichen Worte!

    Respekt für ihre Haltung, die den Blick der Minderheitenpolitiken in einen größeren Zusammenhang eingebettet sieht!

     

    Wir hoffen, dass der Bruch, der mit Judith Butlers Preisverweigerung in die herrschende Selbstzufriedenheit eingeführt wurde, nicht übergangen wird.

     

    Eine Haltung wie "IHR SEID HIER NICHT DIE MEHRHEIT!" wäre jedenfalls ein Problem.

  • C
    Christoph

    Das Wort Rassismus aus dem Munde von Frau Butler ist ein Hohn.

  • L
    Lena

    Das Interview ist interessant und aufschlussreich, aber wirklich mal: der einzige Satz, der mit der Thematik des Interviews absolut nichts zu tun hat und völlig aus dem Zusammenhang gerissen ist, wurde hier als Überschrift gewählt.

  • D
    Dominik

    Informationen zu sammeln ist genauso ein politischer Akt wie es nicht zu tun. Wenn der Fokus auf dem Schutz der Opfer liegt, muss man Informationen sammeln! Wenn es Argumente dafür gibt, dass Homophobie unter einigen Migrantengruppen stärker vertreten ist (angesprochene Studie), so ist eine Informationssammlung der erste Schritt in Richtung einer notwendigen Intervention und kein rassistischer Akt.

  • NE
    Nebahat Ercan

    Wer mit jungen Moslems was zu tun hat, der weist, dass in dieser Community Hass auf Homosexuelle Mainstream ist.

  • C
    cornelia

    Zum Glück hat Frau Butler diesen Preis nicht bekommen, sie hat sich aber einen Nobelpreis in Sachen Verbohrtheit und Blindheit verdient.

  • H
    Horst

    Es dürfte auch für Frau Butler kein Geheimnis sein, dass Gewalt gegenüber Schwulen vor allem von jungen Moslems ausgeht, das Wort Schwul ist, neben Jude, die grösste Beleidigung für einen jungen Moslem, das erschreckend daran ist aber die Tatsache, dass diese Minderheiten aus der Sicht der Muslime keine Menschen sind.

     

    Es ist skandalös, dass Frau Butler sich hier als Schutzherrin von Rassisten ausgibt. Langsam verstehe ich die Welt nicht mehr, anscheinend setzt bei manchen Menschen der Verstand aus, wenn es um den Islam und Moslems geht.

  • S
    Schlupp

    Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn ihr in der Berichterstattung eine gewisse Linie hättet. Einen Tag darüber relativ positiv schreiben, dass Butler den Preis abgelehnt hat, dann wieder darüber lästern, dann gegen den transgenialen CSD stänkern (ein anderes Wort finde ich nicht für den Artikel von Martin Reichert), dann einen Tag später von Jan Feddersen über alles jenseits des LSVD-Establishments ätzen lassen und nun, wieder einen Tag später ein Interview mit Judith Butler veröffentlichen, in dem nichts von Euren Vorwürfen der letzten Tage anklingt, das ist ja wohl ein bißchen Schülerzeitungsmäßig. Hat die Gesamtredaktion keine Meinung zum Thema. Sollen die Schwulen sich untereinander ein bisschen austoben oder wisst Ihr einfach gar nicht so genau, was Ihr schreibt? Oder ist es gar Alzheimer?

    Oder wollt Ihr die Leute besänftigen, die - wie ich auch - gegen Eure meiner Meinung nach indifferenzierte Berichterstattung gewettert haben?

  • DR
    Darth Rosie

    Ich wünschte mir, Frau Butler würde einmal konkreter werden mit ihren Rassismus-Anschuldigungen.

     

    Und ich bin keine große Freundin von ethnischen Zuordnungen, aber wenn man den ethnischen Hintergrund homo- oder transphober Gewalttäter angibt, dann kann sich in einer Stastik eben auch herausstellen, dass "indigene" Deutsche, darunter Neonazis, signifikant vertreten sind, und das kann wiederum Vorurteilen entgegenwirken. Insofern wären gerade Statistiken eine Möglichkeit, rassistischen Vorurteilen zu begegnen.

  • H
    harry

    Eine komplizierte Gemengelage.

    zunächst kann man begrüßen, dass durch die ablehnung des zivilcourage-preises durch frau butler eine lange geforderte repolitisierung des csd als demonstrationszug fast unumgänglich sein wird.

    schade ist allerdings, dass frau butler ab einem bestimmten punkt der diskussion um kulturelle hintergründe von entwicklungen einer persönlichkeitsstruktur der homophoben täter dicht macht. der eindruck entsteht zumindest bei der lektüre des intwerviews.

    die möglichkeit in dem erwähnten fragebogen eine vermutete ethnische zugehörigkeit der täter zu erfassen, scheint mir doch zunächst einmal neutral, könnte doch die antwort auf diese frage auch z.b."weiss mitteleuropäischer typus" sein. vielleicht in diesem fall ein neonazi? das wäre dann eine vermutung. aus einer langfristig angelegten sammlung solcher daten kann sich meines erachtens auch ein profil erstellen lassen. um schwerpunkte zur findung von gegenstrategien zu finden, könnte das von nutzen sein.

    pauschal irgendwelche gruppen als homophob zu bezeichnen ist natürlich haltlos. auch die neonazi szene hat ihren schwulen anteil, genau so wie die gruppe von bürgern mit migrationshintergrund, aus welchen kulturen auch immer. ich würde frau butler gerne fragen, ob sie es ablehnt anzunehmen,dass es der homophobie förderlichere und weniger förderliche umfelder gibt und ob diese nicht kulturell (religion/familienstrukturen)bedingt und damit änderbar sind.

    darum geht es meiner meinung nach.

  • KS
    klaus schneider

    braucht mans genauer?

    gute moderne oder, scheiß drauf, postmoderne deutlichkeit. schau dich erst mal selber an. bevor de das quäken anfängst. ich will spass haben. aber der spass hat noch andere seiten.schau dich um. danke judith butler.

  • P
    Pedal

    Wenn man den Islam kritisiert ist man ein Islamophobiker, also ein Kranker, wenn man die Homophobie der jungen Moslems kritisiert ist man Rassist.

     

    Ich frage sie allen ernstes sind sie von bei Sinnen Frau Butler?

     

    Ist der Islam sakrosankt? Dürfen Moslems alles?

  • S
    stella

    Es ist nicht akzeptabel "queers of color" mit "farbigen queers" zu übersetzen,es ist auch nicht nur unglücklich, sondern reproduziert Rassismen, da "farbig" im deutschen Kontext in einer rassistischen Genealogie steht. Es gibt Eigennamen und "queers of color" ist ein solcher, weil es im deutschen Raum keine ädäquaten Alternativen gibt. Zu Rassismus und Sprache gibt es viele Bücher, die sich in großen Suchmaschinen finden lassen. Ach und es gibt auch entsprechende Media Watch Blogs:

     

    http://blog.derbraunemob.info/

     

     

    Ach ja und das Argument Queers of Colors würde niemand verstehen, ist abgenutzt, denn wenn Sie nicht-weißen-Leser_innen strukturellen sprachlichen Rassismus zumuten können, dann können Sie doch gleich allen Leser_innen englische Selbstbezeichnungen zumuten, mit denen die Personengruppen auch einverstanden sind über die berichtet werden, auch wenn es "nur" ein übersetztes Interview ist.

     

    danke

  • DH
    Dr. Harald Wenk

    Soziale Benachteiligung, die immer ein "formaler" Grund von Solidarität ist und

    sich viel in der Kommunikation, die fast jede "Interaktion" begleitet, mit Abwertungen aller Art, zeigt, macht natürlich nicht von ausuferndem Gebrauch von Abwertungen der sozial Benachteiligten untereinander halt.

    Da die "Schöne und auch funktionierende" Kommunikation auch als soziale Benachteiligung viel auf die soziale Benachteiligten untereinander versucht wird einzuschränken, werden Beschimpfungen untereinander extrem stark sanktioniert.

    "Rechts" bedeutet, sich auf die Seite der aktiven BENACHTEILIGER und HERRSCHENDEN zu stellen, vor allem in der Kommunikation und durch „SELBER SCHULD MIT DEM LEISTUNGSPRINZIP“.

    Leider sind alle großen institutionellen Religionen, allen voran der stark dogamatisierte Islam, sehr stark von dieser Form, vor allem in ihren Mainstreamvarianten. Der Papst stellt ja geradezu Rekorde im "Rechtssein" auf, das will etwas heißen – unter anderem das “linker Katholizismus“ eher eine Randerscheinung ist. Die Linken befrieden Varianten mit Selbsttechniken sind wenn überhaupt auf der stark dem akademsichen Leben ähnenden Mystiketraditionen zu finden.

    Indien hat das alles professioenll institutionalisiert.

    Das Rechtssein der Hauptvarianten betrifft aber auch Hindus, vielen Buddhismen, die meisten Christen, katholisch wie evangelisch und auch orthodoxe. Auch bei den Juden dominieren in der Religion die ganz Rechteten Ultraorthodoxen, aus deren Reihen der Rabin Attentäter kam und die die absoluten Hardliner im Palistinänserkonflikt sind. Solche ultraharten „Hardliner“ wie aus Religionen haben wir aus der genuinen Politik eher selten

    "Scylla und CharnatürlichtgenausowenigungsbürgerJüdin, wie Marx, Freud und Einstein , alles sehr tiefgründige und erbarmungslose Religionskritiker, es waren.

    Bei Ultraorthodoxen Juden, Hamas und Hisbollah kann von links keine Rede sein. Kriminelle sind auch sozial Benachteiligte und schon Marx hielt es mit der Solidarität da etwas knapper und wollte die genau wie alle andern im Gefängnis sehen.

    Slavo Zizek deutete es letztens hier in der TAZ auch an.

    Foucault hat sich das genauer angesehen und fand natürlich, dass der bürgerliche Repressionsapparat

    ganz perfide "übertrieben"organisiert ist und bis in die tiefsten Zellen des Menschen wirkt, auch im Gefängnis. Auch oft einfach ungerecht. Wie das Geld an sich nützlich ist, der Finanzmarkt aber doch sehr perfide und alles beherrschend, so ist es mit der Repression auch. Hier scheinen einige die Dimensionen nicht klar zu sein und sich „rückahltlsonen Beschimpfungen“ hinzugeben.

    Das ist das, was Frau Butler zu recht anmahnen kann. Aber ohne Foucaults Forschung und den skizzierten allgemeinen Hintergrund, geht da einiges durcheinander. Religion ist die „alte Art“ mit Kriminalität fertigzumachenden und im Grunde der Vorgänger unserm oder Gefängnsunkultur.

    Setzen sie bei „sozial Benachteiligt“ „Homosexuelle“ ein, und sie sind beim betrachteten Spezialfall. Nichts kann sie an der Betrachtung anderer Spezailfälle hindern.

    Wirkliche Rätsel des ewigen Lebens der Seele sind beim von den Juden mit einem Bann belegten Spinoza und postmoderenen Yoga und Mystiktraditionen besseraufgehoben.

  • B
    Ben

    Diese ewige Tabuisierung geht einem so langsam auf den Geist. Ihre Verweigerung sich des Problems der Homophobie aus Gründen der pol. Corectn. differenziert anzunehmen wird nicht dadurch edler indem Sie gebetsmühlenartig Ihre Unterstüzung für den Kampf gegen den "deutschen" (ja, auch hier muss differenzierter geschaut werden) Rechtsextremismus bekunden. Analog zu Ihrer ignoranten (tut mir leid, aber das ist sie) Haltung würde ein Arzt eine Diagnose verweigern, weil bestimmte Untersuchungsmethoden gesellschaftlich nicht akzeptiert, nicht politisch korrekt sind, und damit den Tod des Patienten in Kauf nehmen.

     

    Homophobie hat unterschiedliche Ursachen und braucht deswegen auch unterschiedliche Mittel der Bekämpfung. Das Negieren dieser Tatsache ist einfach nur grob fahrlässig.

  • L
    LupusB

    Entäuschend und verwundernd, dieses Interview. Von einer vermeintlich großen Denkerin hätte man doch rhetorisch etwas mehr erwarten können. Den Verweis auf migrantische Gay-Basher mit Neonazis zu kontern die das gleiche tun ist nun wirklich Kita Niveau. Dürfte man nach ihrer Meinung sagen das der Täter eine Glatze sein eigen nannte? Wenn schwarzhaarig nicht gesagt werden darf dann das doch wohl auch nicht?! Schön auch der Punkt an dem einer Studie nicht getraut wird, eigene Entscheidungen aber aufgrund von ein paar Gesprächen mit einer überschauerbaren Anzahl Berliner Queer Aktivisten zu treffen. Übrigens scheint die Zielgruppe des ganzen kümmerns davon auch nichts mitzukriegen, auf dem Transgenialen CSD war der Migratenanteil mE sogar geringer als auf dem anderen.

  • E
    end.the.occupation

    Das Judith Butler die HAMAS oder Hisbollah als 'links' bezeichnet haben soll war schon immer lächerlich. Aber offenbar nicht lächerlich genug in der taz - in der die rückhaltlose Unterstützung Israels als Ersatzmoral dient.

     

    Da Judith Butler der taz um Lichtjahre voraus ist, zitiere ich nur allzugerne aus folgendem haaretz-Artikel "Judith Butler: As a Jew, I was taught it was ethically imperative to speak up":

     

    >> But there are now ways to think about implementing the BDS that keep in mind the central focus: any event, practice, or institution that seeks to normalize the occupation, or presupposes that "ordinary" cultural life can continue without an explicit opposition to the occupation is itself complicit with the occupation.

     

    Wäre Butler konsequent, dann hätte sie auch die taz boykottieren müssen, denn diese deckt die Verbrechen der isr. Besatzung so gut wie nur irgend möglich - und zerstört damit, was Butler am Herzen liegt.

    Beleg: 99,8% der "journalistischen" Produktion der sogenannten Nahost-Korrespondentin.

     

    Ach ja - angesichts des reaktionären konsumistischen Schwachsinns - den die Titelredaktion wieder produziert hat - zitiere ich gern den Abspann zu dem Titel:

    >> "aber ich denke nicht, dass das Recht auf Vergnügen wichtiger ist als das Bekenntnis zu sozialer Gerechtigkeit."

     

    Eine echter Affront in der ex-linken, ex-alternativen taz. Danke Judith!

  • I
    Interpretator

    Stellen wir uns einmal vor, Migranten würden Angriffe auf sie angeben müssen, ohne den ethnischen Hintergrund der Angreifer zu nennen. Das würde nämlich den Anti-Germanismus fördern, falls es sich um rechtsradikale Deutsche handelt. Was damit erreicht würde, wäre keineswegs weniger Rassismus, sondern Ignoranz gegenüber einem gesellschaftlichen Problem. Oder nehmen wir an, bei Vergewaltigungen dürfte nicht das Geschlecht der TäterInnen angegeben werden, um die Männer nicht insgesamt zu verunglimpfen. Das soziale Milieu von Tätern möglichst genau zu lokalisieren, kann doch nur helfen, Probleme an ihren Wurzeln zu fassen. Und man kann doch nicht die Homophobie bei jungen Arabern und Türken, die zudem auch noch religiös verwurzelt ist, mit rechtsradikaler oder "liberaler" (was soll das sein?) Homophobie in einen Topf werfen. Damit missachtet Butler die "kulturelle" Selbstdefinition der Täter, denn kein Rechtsradikaler wird Homosexuelle verprügeln, weil es so im Koran steht. Wenn nun aber die Mehrheit homophober Gewaltakte von einem bestimmten Milieu ausgeübt wird, weist das auf ein Problem in diesem Milieu hin. Das ist wohl einfachste Soziologie. Man kann nur danken, dass die Auszeichnung nicht an eine solche Humbug-Vertreterin verschwendet wurde. Frei nach Reich-Ranicki: Der CSD wirft die Preisträgerin von sich. Sie ist nicht würdig, und auch nicht ganz bei Verstand.