: Journalistin ermordet
■ Auch fünfköpfige Familie in Algerien getötet / Gespräche über Wahlen
Algier (AP/AFP/dpa) – Radikale Islamisten haben in Algerien nach Angaben der Behörden fünf Mitglieder einer Familie ermordet, die nicht zur Zusammenarbeit bereit waren. Wie die unabhängige Zeitung Liberté gestern berichtete, überlebte nur ein sieben Monate altes Kind das Massaker. Liberté zufolge drangen am Freitag abend acht Bewaffnete in das Haus der Familie in Boudinan, 30 Kilometer südlich von Algier, ein und richteten ein Blutbad an. Das Alter der Opfer wurde mit 23 bis 62 Jahren angegeben.
Vermutlich ebenfalls radikalen Islamisten fiel auch die Journalistin Naima Hamouda von der Zeitung Révolution Africaine zum Opfer. Die Leiche der 31jährigen wurde bereits am 2. August südlich von Algier gefunden, berichtete der Rundfunk am Samstag. Die Tote konnte jedoch erst jetzt identifiziert werden. Seit Beginn des Kampfes radikaler Islamisten gegen die vom Militär gestützte Regierung vor drei Jahren sind damit mindestens 37 Journalisten Opfer politischer Gewalt geworden.
Die Zeitung Le Matin berichtete gestern, mutmaßliche Extremisten hätten am Mittwoch nahe der Stadt Oran in eine Hochzeitsgesellschaft gefeuert und drei Menschen getötet. Dieser Bericht wurde nicht bestätigt, ebensowenig das Gerücht, wonach am Freitag in Tixeraine die Sängerin Lila Amara und ihr Mann getötet worden sein sollen. Bei verschiedenen Autobombenanschlägen am Wochenende wurden Medienberichten zufolge mindestens 18 Menschen verletzt. Die Regierung teilte mit, daß von vergangenem Montag bis Freitag 26 mutmaßliche radikale Islamisten von Polizei und Militär getötet worden seien.
Ungeachtet der neuen Anschläge nahm der algerische Staatspräsident Liamine Zéroual Gespräche über die Präsidentschaftswahlen auf, die noch in diesem Jahr stattfinden sollen. Zéroual traf am Samstag drei führende Vertreter der früheren Einheitspartei FLN. Angaben über den Inhalt der Gespräche machte das Präsidialamt nicht.
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