: Journalismus im Sparzwang
betr.: „Das gehört nicht in ihre Zeit“, taz Bremen vom 11.5.2005
Ursache für die falsche historische Einordnung von Fotos in Zeitungen seien langsam schwindende Geschichtskenntnisse, findet Herbert Wulfekuhl von der Bremer Landeszentrale für politische Bildung; der Bremer Anzeiger sowie das Bremer Kulturbüro hatten ein Foto von Zwangsarbeitern, die in Bremen Trümmer beseitigen, fälschlich als Bild befreiter Bremer nach dem Kriegsende bezeichnet. [...] Die Medienbranche steckt seit Jahren in einer tiefen Krise. Verleger sparen wo es nur geht, Redaktionen werden personell ausgedünnt, Freie Journalistinnen und Journalisten verbringen (zwangsweise) mehr Zeit mit Nebenjobs als mit Recherchen und Schreiberei. [...] Die Krux bei der Sache: Das Grundgesetz weist den Medien zwar in Artikel 5 eine Öffentliche Aufgabe zu, tatsächlich kann Demokratie ohne Informations- und Meinungsfreiheit nicht funktionieren. Die Träger dieser Freiheit, also jene, welche Informationen überhaupt erst zugänglich machen, die Journalistinnen und Journalisten, sind in ihrer Rolle als Arbeitnehmer [...] dem Kostendruck der Verleger und ihrem teilweise (!) ungehemmten Spardruck oftmals hilflos ausgeliefert. [...]Ergebnis: Die Öffentlichkeit wird getäuscht und irritiert, aber nicht informiert, der demokratische Souverän verliert die Grundlage aller rationalen Entscheidungen: Objektive Information. [...] Roland Bösker, Bremen