Jörn Kabisch Angezapft: Ein Null Komma Josef zur Eitrigen, bittschön
Wissen Sie, was ein 16er-Blech ist? Nun, Sie könnten vermuten, es handelt sich um eine Metallplatte dickerer Natur oder ein Werkzeug, so was wie ein 8er-Schraubenschlüssel. Total daneben.
Tatsächlich ist das 16er-Blech eine spezielles Juwel der Wiener Mundart. Die 16 steht für den 16., den ehemaligen Gastarbeiterbezirk Ottakring. Und dort sitzt die Brauerei Ottakringer, die ihr Bier in Dosen abfüllt, welche der Wiener wiederum an der Würstelbude zur Käsekrainer bestellt. Auf Wienerisch: „A Eitrige und a 16er-Blech“.
Kein Schmäh: Der Imbisssprech ist in Österreichs Hauptstadt so verbreitet, dass die Brauerei sogar den Spitznamen auf ihre Dosen schrieb. Das aber – weil sie ein anderes, dunkleres Bier einfüllte und damit die Würstelesser, die das alte Original wollten, in die Bredouille brachte – nur zeitweise.
Eine anderer Biername aus der Ottakringer Produktion dagegen hält sich, schon seit 1991, und austriakische Sprachforscher streiten, was zuerst da war: der Name auf dem Etikett oder das geflügelte Wort. Denn mit Null Komma Josef lässt sich nicht nur ein alkoholfreies Bier bezeichnen, sondern auch, wenigstens in dem Moment, da dieser Text entsteht, die Schneelage in den österreichischen Alpen.
Es liegt auch an dem Humor, der im Namen steckt und weit über die Wiener Stadtgrenzen hinaus verständlich ist, warum das Null Komma Josef eines der verbreitetsten alkoholfreien Biere in Österreich ist und es auch über die Grenzen der Alpenrepublik hinaus geschafft hat. Auf so fröhliche Art Lust auf Abstinenz zu machen, das versucht in Deutschland kaum ein Null-Komma-Bier. Es gibt zwar „Jever Fun“ oder das „Frei-Bier“ von Störtebeker, die meisten aber tragen ganz sachlich den Namensbestandteil „alkoholfrei“ im Titel.
Null Komma Josef, Ottakringer Brauerei, <0,5 %="" vol.<="" p=""> 0,5>
Vom Geschmack her ist man versucht, das Null Komma Josef am ehesten mit einem bayrischen Hellen zu vergleichen. Es fließt klar und blassgelb ins Glas, der Antrunk ist getreidig, leicht säuerlich, dann macht sich eine sehr starke Süße breit, die kaum von dem Hopfen gestoppt wird, der am Ende leicht metallisch – der Österreicher würde sagen, a bisserl blechern – ins Spiel kommt. Insgesamt ist das brutal süffig, auch weil sich die Perlung zurückhält.
Ich finde das einen weiteren Sympathiefaktor. Das Null Komma Josef versucht gar nicht so sehr, sich als normales Bier zu tarnen, wie es Trend bei den Alkoholfreien ist. Sondern es präsentiert sich selbstbewusst mehr als eine Eigenart von Malzbier und ist dabei doch kein Kinderbier. Auch zur Eitrigen passt es im Übrigen recht gut.
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