Wochenübersicht: Lautsprecher : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Lage in der Stadt
Nun auf, die schönen und geruhsamen Weihnachtstage hat man hinter sich gebracht, die Gläubigen unter den radikalen Linken (die es ja geben soll, auch wenn sie sich nur selten outen) haben in der Kirche und bei Kerzenschein die Tage besinnlich gefunden, andere haben sich zu diversen Saufgelagen in die Kneipen geschleppt oder das Bett nicht verlassen, und Dritte (sie sind vermutlich die Mehrheit) haben sich den Weihnachtsbraten schmecken lassen, die Geschenke in Empfang genommen, kurz einen auf brav gemacht und sind anschließend abends mit den KumpelInnen um die Häuser gezogen. So oder so – nur noch Ruinen gibt’s in dieser Woche, da ist kein Aufstand mehr zu machen. Daher werden bis zum Jahresende (wenn denn überhaupt was passiert an den einschlägigen Orten) nur noch Filme gezeigt und wird die Punkgitarre dramatisch geschüttelt.Erst in der Silvesternacht wird plötzlich von einem – wie ich vermute – kleinen Haufen in Politik gemacht. Am U-Bahnhof Turmstraße trifft sich eine Runde von Wackeren, um gemeinsam mit jenen, die nicht dahin dürfen, wohin sie sollen, ein Fest zu haben. Sie ziehen in einer launigen Demo, wie schon in den Jahren zuvor, vor den Knast Moabit und haben Spaß für sich und andere.Alsdann liegt wieder alles danieder, im Argen oder im eigenen Elend, erst am Sonntag gibt es ein erstes Wiederaufbäumen der berlinischen Linken. In der SfE im Mehringhof treffen sich die offensichtlich unermüdlichen AktivistInnen gegen die Hartz-IV-Gesetze, die am darauffolgenden Montag den „Agenturschluss“ organisieren wollen, zu einer finalen und hoffentlich gut besuchten Vollversammlung. Für alle, denen die Bewegungslinke am Herzen liegt, ist dieses ein Pflichttermin, da anderenfalls all die Montagsdemos und der ganze andere Aufstand ja keinen Sinn gemacht haben.