: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Am heutigen Montagabend wird im Café Morgenrot über den „nationalen Antikriegstag“ informiert, eine Veranstaltung von Neonazis, genauer von den sogenannten Autonomen Nationalisten. Der „Antikriegstag“ ist ihre bedeutendste Versammlung. Sie dient der Selbstvergewisserung wie der Mobilisierung. Am 5. September versammeln sie sich in Dortmund, Antifas aus ganz Deutschland wiederum wollen diese rechte Demonstration verhindern. Wer, wann, wie? Das wird heute geklärt. Am Mittwoch wird im Schwarzen Kanal die bevorstehende Räumung besprochen, Ende des Jahres läuft der Vertrag aus, eine Vertragsverlängerung zeichnet sich nicht ab. Was die Bewohner des Schwarzen Kanals planen, wie unterstützt werden kann – wir erfahren es hier. Am Donnerstag gibt es im Infoladen Daneben eine Beratung zum Thema Psychiatrie, und zwar aus antipsychiatrischer Perspektive. Dass es die antipsychiatrischen Bewegungen noch immer gibt, ist gut und kann nicht oft genug gelobt werden. Auch wenn es in dieser Szene – wie in jeder – dann selbstredend noch einmal einige fanatische Spinner gibt. Im Projektraum H48 in Neukölln wird am Abend des nämlichen Tages der Film „Mit einem Lächeln auf den Lippen. Eine Hausarbeiterin ohne Papiere zieht vors Arbeitsgericht“ gezeigt, der im vergangenen Jahr uraufgeführt wurde. In diesem Dokumentarfilm geht es um Ana S., eine Illegale, die sich nach drei Jahren unterbezahlter Hausarbeit an das Gericht wandte, um den einbehaltenen Arbeitslohn einzuklagen. Das Thema der „illegalen HausarbeiterInnen“ ist eines, das trotz vieler sentimentaler, die politische Dimension allerdings oft verschweigender Reportagen in allen Medien noch immer weitgehend ignoriert wird. Doch zeigt sich gerade hier, wer von der Illegalisierung von Menschen ganz unmittelbar profitiert.
■ Antikriegstag: Café Morgenrot, Kastanienallee 85, Mo., 19.30 Uhr
■ Räumung: Schwarzer Kanal, Michaelkirchstr. 20–21, Mi., 20 Uhr
■ Psychiatrie: Infoladen Daneben, Liebigstr. 34, Do., 16 Uhr
■ Hausarbeit: H48, Hermannstr. 48, Do., 21 Uhr