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Archiv-Artikel

Jörg Bode, niedersächsischer Wirtschaftsminister Der Bewegte

Jörg Bode, 38

stammt gebürtig aus Celle und hat sich als Kundenberater der Deutschen Bank auch nicht gedacht, dass er mal niedersächsischer Wirtschaftsminister würde.

Nein, liebe Fußballfreunde, Jörg Bode, Niedersachsen neuer Wirtschaftsminister, hat keine 163 Bundesligaspiele für den HSV und Arminia Bielefeld absolviert. Der Fußball-Jörg Bode sitzt heute auf der Trainerbank des Oberligisten SC Delbrück.

Unser Jörg Bode, der stellvertretende niedersächsische Regierungschef in spe, ist Celler. Dort wurde er 1970 geboren und ist fußballerisch nie auffällig geworden. Sein Bewegungstalent lebte Bode in einer Tanzschule aus, wo er sich von der Spülkraft zum Tanzlehrer hochwalzerte. Dann riefen die Bundeswehr, die FDP und ein anständiger Beruf.

Politik war für den Kundenberater der Deutschen Bank lange Zeit „nur ein Hobby“. Dass der Familien- und Hundefreund 2003 auf Listenplatz 14 zum zweiten Mal in den Landtag rutschte, hat ihn selbst wohl am meisten überrascht.

In der handzahmen FDP-Riege fiel das joviale wie fleißige Organisationstalent schnell auf. Fraktionschef Philipp Rösler machte ihn erst zum innenpolitischen Sprecher, dann zum parlamentarischen Geschäftsführer. Schließlich erbte er nach Röslers Aufstieg zum Wirtschaftsminister fast automatisch den Fraktionsvorsitz.

Auf jedem Posten zeigte sich Bode so geschmeidig wie auf dem Tanzparkett. Innenminister Uwe Schünemann (CDU) nervte er mit Einwürfen wider den Überwachungswahn, seinem Engagement für asylpolitische Härtefälle und Appellen zur Verlängerung des Bleiberechtes. Auch die unglückselige Elisabeth Heister-Neumann (CDU), erst Justiz-, dann Kultusministerin, bekam verbal öfter auf die Dauerwelle. Doch dabei blieb es auch. Wenn es ans Eingemachte ging, sorgte Bode für Koalitionsdisziplin und wies die Entlassungsanträge der Opposition ab. Oft wider bessere Einsicht.

Nun fährt er die Ernte ein und ist selber ministrabel. Viel falsch machen kann er im Wirtschaftsressort eigentlich nicht. Wenn er sich an die Gangart seines Ziehvaters Rösler hält: bloß nicht unangenehm auffallen und die schönen Reisen genießen. Sollte es wirklich wichtig werden, etwa bei VW oder Conti, hat sich Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) die Schlagzeilen immer noch persönlich abgeholt.

Michael Quasthoff