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Jetzt wissen wir, was ein Panzer ist

■ Fortschritte bei den Wiener Abrüstungsverhandlungen / Obergrenzen und Minimalgewichte für Panzer und andere Kampffahrzeuge festgelegt / Keine Einigung über gesamtdeutsche Armee

Wien (ap/dpa) - Nach Wochen der Stagnation haben die 23 Staaten des Warschauer Pakts und der Nato gestern bei den Wiener Verhandlungen über konventionelle Streitkräfte einen Durchbruch erzielt: Die Delegationen einigten sich auf einen von Polen und Frankreich gemeinsam eingebrachten Vorschlag über die Definition und die Obergrenzen von Panzern und gepanzerten Gefechtsfahrzeugen. Damit ist ein wichtiges Hindernis auf dem Weg zur Unterzeichnung eines Abrüstungsabkommens noch vor Jahresende ausgeräumt worden.

Das „Lösungspaket“ sieht eine Obergrenze von 20.000 Stück pro Seite für Kampfpanzer, 30.000 pro Seite für Gefechtsfahrzeuge (ohne Panzer) und 9.000 pro Seite für gepanzerte Infanterie-Kampfwagen und Kampffahrzeuge vor. Das lange umstrittene Minimalgewicht und das Minimalkaliber für Panzer liegt bei einem Kanonenkaliber von 75 Millimetern und einem Leergewicht von 16,5 Tonnen.

Auch in der Frage der Vernichtung der Waffensysteme sind die Verhandlungspartner nach Angaben aus DDR -Delegationskreisen einer Lösung näher gekommen. Dabei soll Zerstörung als Hauptmethode akzeptiert worden sein, wobei jedoch in klar zu regelnden Ausnahmen eine Umrüstung für friedliche Zwecke erlaubt sein soll.

Keine Fortschritte wurden in der Frage der Truppenstärke einer möglichen gesamtdeutschen Armee und in der Reduzierung der Luftstreitkräfte erzielt. Trotzdem sprach DDR -Delegationsleiter Klaus-Dieter Ernst von einem „wesentlichen Baustein für das von uns allen angestrebte Abkommen“. Die VKSE-Verhandlungen in Wien sind Teil des KSZE -Prozesses und gelten als einer der Hauptstolpersteine bei der Regelung der deutschen Vereinigung. Der zum Jahresende geplante KSZE-Sondergipfel zur deutschen Frage kann erst nach erfolgreicher Beendigung der Wiener Verhandlungen stattfinden. Wegen der sowjetischen Bedenken zu einer gesamtdeutschen Nato-Mitgliedschaft waren sie in der jüngsten Vergangenheit ins Stocken geraten.

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