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Jetzt meiden Strahlen-Patienten das UKE

■ Verstärkter Andrang im AK St.Georg

Die Negativschlagzeilen über die Radiologische Abteilung der UKE haben in den vergangenen Tagen dort zu einem deutlichen Patienten-Rückgang geführt. Als besonders problematisch bezeichnet Wissenschaftsbehörden-Sprecher Jenspeter Rosenfeldt, daß die Patienten auch die Nachsorgetermine nicht mehr wahrnehmen würden. Die UKE-Ärzte hätten so keine Möglichkeit, eventuell aufgetretene Spätfolgen nachzubehandeln. Problematisch werde zudem die Situation in der Strahlentherapie im AK St.Georg: Durch den vermehrten Andrang sei die Aufnahmekapazität dort fast erschöpft.

Derweil informierte Wilhelm Funke, Anwalt der Patienteninitiative, Wissenschaftssenator Leo Hajen darüber, daß er einen dritten Gutachter der eigenen Wahl mit der Prüfung der Todesumstände einer Klientin beauftragte habe. Diese war 1990 nach einer Strahlenbehandlung im UKE vermutlich an Strahlenschäden gestorben. Funke forderte Hajen auf, die von ihm formulierten Fragen auch in den Katalog für die beiden behördlich bestellten Gutachter einzuarbeiten. Nachdem einer der Gutachter bereits abgelehnt hatte, hat sich am Wochenende neben dem Heidelberger Professor Michael Wannenmacher jetzt der Erlanger Radiologie-Professor Rolf Sauer bereiterklärt, ein Gutachten über die UKE-Strahlentherapie in den Jahren 1987 bis 1990 zu erstellen.

Rechtsanwalt Funke teilte dem Senator ebenfalls mit, er gehe davon aus, daß die Behörde die Kosten seines Gutachters übernehme. Hajen habe schließlich im Bürgerschaftsausschuß erklärt, daß er jedem Patienten den Gutachter seiner Wahl zubillige. Doch in der Behörde winkte man gestern ab. „Im puncto Fragenkatalog sind wir generell erstmal offen“, so Sprecher Rosenfeldt, „aber die Kosten für den dritten Gutachter übernehmen wir nicht.“ Funke habe sich nicht an das übliche „konsensuale Verfahren“ gehalten. Danach werden in Schadensfällen den Betroffenen von der Behörde drei Gutachter zur Wahl gestellt. Wenn es gegen alle drei Bedenken gebe, so Rosenfeldt, bestünde die Möglichkeit, einen vierten zu bestellen, der müsse aber das Vertrauen beider Seiten geniessen.

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