Jens-Peter Schneider, Jurist : Der Völkerverständiger
JENS-PETER SCHNEIDER, 44, kooperiert auch mit Spanien und Schweden. FOTO: UNI OSNABRÜCK
Wer profitiert, kann er gar nicht genau sagen: „Beide Länder lernen voneinander.“ Jens-Peter Schneider, dem Direktor der Abteilung für Europäisches Öffentliches Recht an der Osnabrücker Universität, ist es wichtig, dass der von ihm initiierte Juristenaustausch mit der Warschauer Universität auf Gleichberechtigung beruht.
Auch dann, wenn eines der Themen des Studenten- und Dozentenaustauschs, der gestern mit einem Seminar begann, Migration ist. Denn es gehe weniger darum, den Polen mit ihrer langen EU-Außengrenze Abschottungsregeln beizubringen. „Wichtig ist vielmehr, sich über die Auslegung juristischer Begriffe zu einigen“, sagt Schneider. „Denn ähnlich lautende Rechtsbegriffe werden in jedem Land anders interpretiert. Solche Dinge wollen wir abgleichen.“ Strukturfonds und kommunales Selbstverwaltungsrecht seien weitere Themen. Besonders Letzteres ist in Polen derzeit Zankapfel zwischen Zentralisierungsfreunden und -Gegnern.
Sein erstes internationales Projekt ist dies nicht: 2004 hat Schneider in Oxford eine Gastprofessur wahrgenommen. Er würde sich als Spezialisten englischen Verwaltungsrechts bezeichnen.
Warum er den deutsch-polnischen Austausch initiiert hat? „Weil westeuropäische Studenten immer noch viel zu selten auf das größte neue EU-Mitglied im Osten schauen.“ Und weil hier ein spezialisierter Nachwuchs auszubilden sei, der den wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder nützen könne. Denn den Großteil der polnischen Ausschreibungen für öffentliche Gebäude haben in den letzten Jahren deutsche Firmen gewonnen. Was dann fehlt, sind deutsche Juristen, versiert im polnischen öffentlichen Recht. Diesen Nachwuchs will Schneider heranziehen.
Mit Polnischlernen hat er zwar noch nicht begonnen. Aber er freut sich über die fließenden Deutschkenntnisse von Irena Lipowicz, jener Professorin von der Warschauer Universität, mit der er kooperiert. Und seine beiden kleinen Söhne, erzählt er munter, hätten im letzten Polen-Urlaub sehr wohl das eine oder andere Wort gelernt. PS