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Archiv-Artikel

Jedes Kind zählt Teure Armut

Es ist schon perplex, Deutschland hat zu wenig Kinder, doch von den zu wenigen leben je nach Großstadt ein bis zwei Fünftel in Armut. Damit ist laut Definition der EU nicht nur das wenige Geld gemeint. Bemessen werden auch die übrigen Lebensumstände, wie beispielsweise der erschwerte Zugang zu Bildung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Kommentar von KAIJA KUTTER

Es gibt skandinavische Länder, die sehr viel wohlhabender sind, und nicht wenige meinen, dies liege am anderen Bildungssystem. In Finnland und Schweden erreichen zum Beispiel 75 bis 80 oder gar 90 Prozent eines Jahrgangs die Hochschulreife.

Dass diese Rate in Deutschland wesentlich geringer ist, liegt keinesfalls an mangelnder Intelligenz der Kinder. Den Schülern fehlt vielmehr ein anständiges, angemessenes Sozialgeld für sich und ihre Familien. Und sie benötigen ein Bildungssystem, das nicht systematisch ausgrenzt, sondern alle mitnimmt, vielleicht sogar Lust auf Bildung macht. Denn gebildete Menschen können auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eher für Lösungen sorgen als die von Bildung abgeschreckten. Nicht zuletzt fehlt eine Jugendhilfe, die Eltern und Kinder in ihren Kompetenzen stärkt.

Keinesfalls akzeptabel aber ist eine Ausgrenzung kompletter Bevölkerungsschichten. Darüber sollten die nachdenken, die – noch – vom bestehenden Bildungssystem profitieren.

taz nord SEITE 22