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Jasmin Ramadan Einfach gesagtGet on up, stay on the Scene

„Sag mal Gudrun, weißt du Genaueres von diesem Fynnmann? Du bist doch immer im Bilde durch deine Enkelin!“, sagt die Frau zu ihrer Freundin bei Rotwein am Weiher.

„Klar, hab mich bei Kim-Nele erkundigt, dazu nur eins: Von viel kommt nicht immer viel!“

„Ja, das hab ich auch so verstanden, dass der viel gemacht hat und eigentlich nichts!“

„So’n … hier Hipster-Hochstapler!“

„Hat ganz schön ohne echtes Genie auf dicke Hose gemacht!“

„So wie hier der Spiegelscharlatan, hier ­Relotius.“

„Bei dem war aber was dahinter, viel Fantasie und täuscherisches Geschick!“

„Der Fynnmann hatte auch so ein Fantasia-Grundstück wie der Jackson mit seinem ­Graceland.“

„Nee, das war der King, und Elvis hat einfach nur Musik gemacht, und das konnte der auch, Schuster bleib bei deinen Leisten, sach ich ja immer!“

„Na, und saufen konnte der.“

„Die jungen Leute heutzutage wissen gar nicht mehr, wie das geht, die berauschen sich nur noch an Leistung und Ausschwärmen im Internet.“

„Und dafür musst du gut aussehen, ohne das geht nix mehr!“

„Betrüger sehen immer gut aus, da lässt es sich besser blenden. Hier guck ihn dir an, das ist Fynn Kliemann.“

„Wie so ein ganz lieber Junge, hübsch, hübsch, der wär’doch was für Kim-Nele.“

„Ich will doch keinen Aufschneider in der Familie!“

„Ach, da bin ich Realo, wo’n Haufen Geld ist, gibt’s keine Reinheit, darfst eben nur nicht auffliegen!“

„Neverland!“

„Hä?“

„Die Ranch von Michael Jackson hieß Never­land, wie bei Peter Pan, Nimmerland, Niemandsland.“

„Und der Affe hieß Bubi!“

„Nee, Bubblegum oder so!“

„Der Jackson hatte auch Dreck am Stecken!“

„Wie die katholische Kirche, solchen Dreck!“

„Mein Geld kriegen die nicht mehr seit ’73!“

„Wo Größenwahn der Antrieb ist, ist Teufelsprotz nicht weit, und wahre Helden sind immer bloß Fatamorganen der Herzen!“

„Hans Dampf in allen Gassen hat meist zu viel Dampf im Kopf!“

„Mensch, Astrid, mir tun solche Jungs auch leid, ich frag mich immer, was wird bloß aus denen und denk, das könnt’doch mein Enkel sein.“

„Na, am Flughafen suchen sie doch gerade dringend Personal!“

„Wenn die Moral in Schieflage gerät, solltest du besser schön sein!“

„Aber der hat moralisch richtig Mist gebaut, das haut nicht mehr hin mit dem Lebenslauf, den kannste nicht an’n Sicherheitscheck stellen.“

„Beim Relotius wartet man auch noch immer auf den ersten großen Roman, ich hätte den sofort unter Vertrag genommen, wär’ich Frau Rowohlt.“

„Aber als Schriftsteller musst du ja zum Armsein geboren sein und diese Typen woll’n in Geld paddeln, da wirst du ja nicht Schriftsteller oder gar Schriftstellerin!“

„Was ist mit Frank Schätzing?!“

„Stimmt, das heiße Schnittchen verdient sogar als Unterwäschemodel Geld!“

„Kliemann und Relotius würden in Unterwäsche auch gut aussehen!“

„Ja, die Welt hat sich weitergedreht, Gudrun, auch Männer könnten sich dieser Tage als reine Sexobjekte über Wasser halten!“

„Wenn die Moral in Schieflage gerät, solltest du besser schön sein!“

„Deshalb wäre Habeck auch der bessere Kanzler!“

Jasmin Ramadan ist Schriftstellerin in Hamburg. Ihr letzter Roman „Hotel Jasmin“ ist im Tropen/Klett-Cotta-Verlag erschienen. 2020 war sie für den Bachmann-Preis nominiert. In der taz verdichtet sie im Zwei-­Wochen-Takt tatsächlich Erlebtes literarisch.

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