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Jasmin RamadanEinfach gesagtMerkel ist, wie Madonna mal war

Die Wirtschaft der USA muss zusammenbrechen, sonst wird Trump wiedergewählt“, sagt der amerikanische Sprachstudent, der in einer Gruppe junger Leute in den Colonnaden steht.

„Ja“, erwidert ein Brasilianer, „die Leute wählen immer nur neu, wenn keine Stabilität mehr da ist, egal in welche Richtung!“

„Und danach geht es um Branding“, sagt eine Französin und beißt in ein Croissant.

„Wie meinst du das?“

„Die Leute wählen wieder, was vertraut ist, im Supermarkt oder der Politik! Politiker brauchen Markenzeichen, optisch oder ideell“

„Da ist Trump stabil: Er ist ein verlässlicher Minderheitenfeind und hat den gelben Haarhelm.“

Ein Ägypter sagt: „Bei uns war es auch irgendwann egal, was mit Revolution und Menschenrechten war, die Leute wollten einfach nur Brot und Ordnung.“

„Wer ist an der Macht?“, fragt ein Franzose.

„Sisi, viele glauben, er hätte das Land stabilisiert und deshalb nehmen sie es hin oder bestreiten, dass politische Gegner verschwinden oder gefoltert werden.“

„Um so was geht es in Europa aber nicht, obwohl solche Regime natürlich unterstützt werden – hier geht es darum, die gemütliche Macht aufzuteilen, aber nicht aufzugeben, das Volk ruhig zu halten oder zu vergnügen“, sagt eine Portugiesin.

„Die Deutschen haben ja sogar Komiker ins europäische Parlament geschickt.“

„Echt jetzt?“ Fragt ein Venezolaner.

„Ja, diesen Nerd mit Kapuzenpullover!“

„Der hat bei einer Rede einen Pullover mit lauter Logos von Konzernen getragen!“

„Warum?“

Eine Dänin sagt: „Um die Lächerlichkeit des EU-Parlaments auf den Punkt zu bringen, es geht doch nur um Interessenschaukelei, Gelder, Gelder, Gelder.“

„Was ist das mit diesem deutschen Wort: ‚Gelder‘. Was ist der Unterschied zu Geld?“

„Es könnte der Plural sein, aber privat benutzt den kein Schwein.“

„Ich glaub, ‚Gelder‘wird das Geld genannt, mit dem bestimmte Interessen verbunden sind“, sagt eine Schweizerin.

„Stimmt, alles, worauf das Volk keinen Einfluss mehr hat, wird mit Geldern geregelt, auch gern hinten rum.“

„Auf die Wahl der EU-Kommissionspräsidentin hatte das Volk auch nullkommanull Einfluss.“

„Die Präsidentin mit der Zementfrisur kann jetzt richtig Party mit allen Geldern dieser Welt machen.“

„Ja, die ist nicht nur so ’ne repräsentative Marionette wie der Bundespräsident in Deutschland.“

„Der mit den schönen Silberhaaren.“

„Ich vergesse immer seinen Namen.“

„Der ist parteilos, oder?“

„Ich google mal kurz … seine Partei heißt SPD.“

„Aber die EU-Chefin ist von Merkels Partei, oder?“

„Ja, klar, Merkel hat das eingefädelt und hat jetzt die Kurzwahltaste zu der.“

„Merkel ist, wie Madonna mal war, nur ohne Sex, sie zaubert immer was aus dem Hut und hat dazu das beste Branding von allen.“

„Welches?“

„Sie ist Angela Merkel.“

Jasmin Ramadan ist Schriftstellerin in Hamburg. Ihr letzter Roman „Hotel Jasmin“ ist im Tropen/Klett-Cotta Verlag erschienen. In der taz verdichtet sie im Zwei-Wochen-Takt tatsächlich Erlebtes literarisch.

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