: Japan will stabilere Finanzwelt
■ IWF-Jahrestagung: Finanzminister beraten über engere Währungszusammenarbeit
Washington (ap) — Die Währungen der Europäischen Gemeinschaft, der Dollar und der Yen sollen nach einem Vorschlag Japans in ein stabileres Kursverhältnis zueinander gebracht werden. Der japanische Finanzminister Ryutaro Hashimoto erklärte am Sonntag bei den Vorgesprächen zur Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington, die Regierung in Tokio sei an der Erkundung von Möglichkeiten für ein solches Dreiersystem interessiert.
Bundesbank-Direktoriumsmitglied Hans Tietmeyer sagte zu dem japanischen Vorstoß, die Finanzminister und Notenbankpräsidenten der sieben führenden Industriestaaten hätten über die japanische Anregung gesprochen, ohne eine Übereinstimmung zu erzielen. Es gebe lediglich einen Konsens für ein flexibles System der Währungszusammenarbeit, wie es bereits praktiziert werde. Starke Kursschwankungen im Verhältnis von Mark, Yen und Dollar beeinflussen den internationalen Handel und haben wiederholt Turbulenzen an den Finanzmärkten ausgelöst. Davon war in der ersten Hälfte dieses Jahres besonders die Tokioter Börse betroffen.
Bundesfinanzminister Waigel bekräftigte vor dem Interimsausschuß des IWF, dem politischen Lenkungsgremium der 152 Staaten umfassenden Weltfinanzorganisation, den Vorrang der Preisstabilität. Ein Verzicht darauf würde das Wachstum in den Industriestaaten gefährden, die Chancen für niedrigere Zinsen schwächen und die Entwicklungsländer in noch größere wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen.
Nach Darstellung Waigels kann die Weltwirtschaft höhere Ölpreise inzwischen besser verkraften als noch in den 70er Jahren. „Die industrialisierten Volkswirtschaften haben es gelernt, mit Energie weniger sorglos umzugehen“, sagte der Bonner Finanzminister. Ein künstliches Niedrighalten der Energiepreise durch Subventionen oder staatliche Kontrollen wäre „das falsche Signal“.
Der britische Finanzminister John Major regte im Interimsausschuß eine Ausweitung des Schuldenerlasses für die ärmsten Länder der Welt an. Staatliche Kreditgeber sollten zwei Drittel aller Forderungen an diese, vor allem afrikanische Staaten abschreiben. Außerdem sollten die Rückzahlungsfristen auf 25 Jahre verlängert werden.
Der Vorsitzende des gemeinsamen Entwicklungsausschusses von IWF und Weltbank, Bernard Chidzero, warnte in Washington vor den wirtschaftlichen Folgen der Golfkrise für die ärmsten Länder der Welt. Diese dürften den langfristigen Kampf gegen Hunger und Armut nicht behindern, sagte Chidzero, der auch Finanzminister von Simbabwe ist. Nach seinen Angaben leben derzeit eine Milliarde Menschen in Armut oder an der Grenze des Existenzminimums. Er bemängelte, daß die Industriestaaten von den Entwicklungsländern einen Verzicht auf alle Handelsbarrieren forderten, selbst aber ihre Märkte nicht öffneten.
Die Internationale Finanz-Corporation (IFC), eine Tochter der Weltbank zur Förderung von Privatinvestitionen, nahm am Sonntag Rumänien als ihr 138. Mitglied auf. Rumänien, das schon unter der Herrschaft von Nicolae Ceausescu dem IWF und der Weltbank beigetreten war, hatte nach den Worten Stolojans bisher „keinen Raum für den Privatsektor“ gehabt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen