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Japan in Bremen: „ein Scherbenhaufen“

■ Japanisches Edel-Restaurant im Asia Pacific Center eröffnet / Heilloser Streit hinter den Kulissen

hier bitte die beiden

Esser

Uwe Beckmeyer aß woanders...Foto: Maillet

Gut 400 vornehme Gäste waren am Mittwoch abend im Bremer „Asia Pacific Center“ (APC) erschienen, um an über 20 Meter langen Buffets der feinsten Art die Eröffnung des japanischen Restaurants „UTAGE“ zu feiern. Hinter dem neuen Edel-Restaurant steht die Pallas-Gruppe/Tokio und damit der milliardenschwere Fuji-Konzern, das Restaurant ist das einzige seiner Art in Deutschland.

„Wir sehen uns als Botschafter Japans in Bremen“, betonte der Restaurant-Chef Uetmatsu. Das Restaurant mit seinem Durchgang zum großzügigen Foyer des APC will Japan auch kulturell mehr nach Bremen holen — neben den kulinarischen Genüssen, auf die UTAGE seine Eröffnungsgäste mit Sushi, Sake aus den traditionellen Holz-Gefäßen, rohem Fisch in Soja-Tunke, reichlich Hummer-Scheren, Tempura-Platten und zahllosen anderen Köstlichkeiten einstimmte.

„Für mich ist heute ein Traum in Erfüllung gegangen“, freute sich Hartmut Schmädeke und stellte sich als „Noch-Hauptgeschäftsführer“ der „noch real existierenden Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft“ Bremens vor. Schmädeke und seinen Kontakten ist das japanische Engagement zu verdanken, ausgerechnet am Tag vor der Eröffnung des Restaurants hatte Außenhandels-Senator Uwe Beckmeyer aber seinem langjährigen obersten Wirtschaftsförderer ohne ein Wort des Dankes öffentlich den Laufpaß gegeben (vgl. taz vom 1.4.). Während der Vizepräsident der Pallas-Gruppe, der zur Eröffnung nach Bremen gekommen war, lobende Worte für Schmädeke fand und die Gesellschaft dazu höflich applaudierte, fiel auf, daß Beckmeyer unter den Gästen nicht zu sehen war. Der ganze Senat war nicht repräsentiert, es fehlte der designierte neue Leiter der Außenwirtschafts-Förderungsgesellschaft, Helmut H. Detken, es fehlte die „Managerin“ des Asia- Pacific-Centers, Rose Koch.

Ein dummer Zufall hatte es gewollt, daß die feierliche Eröffnung ausgerechnet in den Tagen stattfand, als der interne Krach in der Bremer Wirtschaftsförderung eskalierte. Am Vormittag des Abends hatte es eine Besprechung im APC gegeben, in der in Anwesenheit des Staatsrates Gerd Markus die Beschäftigten ihrer „Sprecherin“ das Mißtrauen ausgesprochen hatten und die weitere Kooperation aufkündigten. Rose Koch, gerade wieder einen Tag im Dienst, hatte die Krisensitzung verlassen und sich erneut krank gemeldet. Inzwischen hat sie um Beurlaubung gebeten.

Nur eine Woche zuvor hatte die Geschäftsführung der WfG, in deren Rahmen das World Trade Center als „Projekt“ betrieben wird, beschlossen, der Center- „Managerin“ mitzuteilen, daß ihr Vertrag nicht verlängert werden soll. Die Kritik hinter vorgehaltener Hand: Sie sei als ehemalige Vulkan-Sekretärin überfordert und nur durch ihre SPD-Kontakte über Beckmeyer auf den Posten gehoben worden. Beckmeyer schrieb am Samstag einen Brief an die WfG-Geschäftsführung und forderte die auf, keine personalpolitischen Entscheidungen mehr zu treffen. Gemeint war, das ist klar, die Center-Managerin Koch.

Nach dem Gesellschaftsrecht darf ein Aufsichtsratsvorsitzender einer Geschäftsführung allerdings nicht derart in die Personalpolitik hineinreden. „Ich kann mir nur vorstellen, daß es eine Bitte war“, interpretiert Beckmeyer-Staatsrat Markus den Brief seines Senators. Heute wird die WfG-Geschäftsführung — ohne Schmädeke — zusammentreffen, um zu beraten, ob sie ihren Beschluß vom letzten Freitag umsetzen will.

Die honorigen Gäste bei der Eröffnung des UTAGE-Restaurants konnten nur aus den bitteren Worten des scheidenden WfG-Managers Schmädeke entnehmen, welcher Konflikt hinter den Kulissen tobt. „Bei den vielen nutzlosen Reisen, die ich nach Asien unternommen habe“, griff Schmädeke ironisch die Kritik an seiner Tätigkeit auf, hätten sich eben auch Kontakte wie die zur der Pallas-Hotelgruppe in Tokio ergeben. Das Pallas-Hotel liegt dort direkt neben dem Kaiser-Palast, zur Fuji-Gruppe gehören Firmennamen wie Nissan und Canon, bemerkte Schmädeke wie nebenbei. Eine Steigerung des Hafenumschlags um 35 Prozent sei zudem das Ergebnis seines Engagements, und eben auch das Asia Pacific Center.

Dies allerdings steht zur Hälfte leer. Das Asia Pacific Center sei sein „Abschiedsgeschenk an Bremen“, erklärte Schmädeke den 400 Gästen bei der Einweihung des UTAGE, und dann auf japanisch „Sayonara“, auf Wiedersehen.

Langsam erst werde deutlich, welchen „Scherbenhaufen“ Schmädeke hinterlasse, sagt Rose Koch. K.W.

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