: Japan: Land des Hächelns
Tokio (afp/taz) — Mit „faschistischen“ Zeremonien werden Japans Bankangestellte zu immer höherer Leistung getrieben. Ein Insiderbuch gibt jetzt Einblicke.
Detailliert schildert Akio Koiso in seinen Aufzeichnungen eines Fuji- Bank-Mannes die unbarmherzige Welt der japanischen Banker. Die Angestellten werden demzufolge gezwungen, mindestens 100 Überstunden im Monat zu machen: „Wir bekommen Zielvorgaben, die überhaupt nicht erreicht werden können, selbst wenn wir jeden Tag bis 22.00 Uhr arbeiten“, schreibt Koiso, der 30 Jahre lang für die viertgrößte Bank der Welt gearbeitet hat.
Sollte es einem Angestellten einmal gelingen, die Zielvorgaben zu erreichen, wird er befördert und die Quote gleichzeitig noch höher gesetzt. Nach Koisos Angaben benutzte die Fuji-Direktion oft „faschistische“ Methoden, um die Arbeiter anzustacheln. Bei den Versammlungen tragen die Angestellten oft Stirnbänder mit dem Symbol der aufgehenden Sonne, singen Kriegslieder und schwören Bluteide, alles zum Besten der Bank zu unternehmen, exakt angelehnt an japanische Kriegszeremonien. Die Veröffentlichung des Buches erfolgte zu einem Zeitpunkt, wo Japans Banken durch Finanzskandale ohnehin schwer angeschlagen sind. Einer der zwei Angestellten der Fuji-Bank, der vergangene Woche wegen eines 700-Milliarden-Yen-Betrugs festgenommen wurde, erklärte, der starke Konkurrenzdruck habe zu dem Betrug geführt. „Seit 1979 hat mich das Fuji- Hauptquartier jeden Tag angefaxt und geschrieben, die Sumitomo- Bank schlägt uns“, berichtete Nakamura und fügt hinzu: „Ich wollte denen zeigen, daß ich gut bin.“
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