Jan-Paul Koopmann Popmusik und Eigensinn: Dem Bullgod sein Gehörn
Jaja, klar waren die früher besser. Monster Magnet gibt es seit bald 30 Jahren und es wäre ein Wunder, käme da nicht von irgendwo ein vergrätzter Nostalgiker daher, um von früher ein bisschen zu erzählen. Aber hier ist die Sache um einiges ernster.Erst mal geht es Bandchef und „Bullgod“ Dave Wyndorf ja offenbar gar nicht anderes, ist er doch gleich zweimal mit Uralt-Alben auf Tour gegangen, um die „Dopes to Infitiy“ und die „Spine of God“ in voller Länge zu spielen – und das sicher nicht, weil das psychedelische Frühwerk kommerziell so vielversprechend gewesen wäre. Im Gegenteil: Erfolgsmäßig durch die Decke gingen Monster Magnet erst mit der „Powertrip“ und die war schon straight wie nur was.
Nichts mehr mit verspielt abseitigen Tripzitaten, die auch musikalisch diesen Nichtzustand vom tonnenschweren Schweben durchs Nichts durchexerzieren. Monster Magnet waren Mitbegründer des Stoner Rock, als der noch eine berauschte und berauschende Idee war. Und anders als die anderen haben sie es auch wieder gelassen, statt sich immer weiter reinzuschrauben in die Verästelungen des immer komplexer und enger werdenden Genrekorsetts. Stattdessen gab’s dann sauberen Hardrock mit dezenten Metal-Anleihen: ohne Umwege voll auf die zwölf, das verkopfte Drogengefrickel von einst weit außer Sicht.
Es ist spannend und ein bisschen traurig, wie Monster Magnet die alten Bilder zahnlos mitgenommen haben in das neue Rockerding. Denn so nüchtern wie seine Urheber klingt der wohl bekannteste Hit der neuen Monster-Magnet-Epoche, „Space Lord“, textlich ja nicht: „I left my throne a million miles away / I drink from your tit and sing the blues every day / Give me the strength to split the world in two now / Yeah / I ate all the rest and now I‘ve gotta eat you“.
Der 70er-Jahre-Drogenton gehört zum Rock ’n’ Roll – hier bruchlos zwischen Go-go-Girls und Motorrädern platziert. Wyndorf sagt selbst, dass bereits die frühen Drogenplatten vor allem aus Erinnerungen an seine Jugend gespeist waren. Nur hatten sie anfangs eben noch einen Resonanzraum im undefinierten MTV-Universum der 90er-Jahre, wo zwar alles Cartoon war – aber gerade darüber einen heute verpufften Resternst ausstrahlte. Der Bullgod war schon damals eine fragwürdige Mackerfigur, aber eben auch eine psychedelische Entität, die mehr andeutete als sie sagte. Heute sind Monster Magnet nur noch eine Rocknummer voller entleerter Zitate.
Sa, 26. 5., 20 Uhr, Schlachthof
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