… Knut? : Jammern
Lange sind wir eisern geblieben. Haben uns ein dickes Fell zugelegt und wirklich nur die allernötigsten Meldungen über Knut, den Eisbären, verbreitet. Mochten die Boulevardgazetten von Bärchenstorys überquellen, mochte die Redaktionskollegin auf ihrer Gartenparty Haribo-Knuts aus süßem Schaumgummi reichen, wir haben geschwiegen. Jetzt muss es noch mal sein: Nach gut drei Monaten ist die „Knut-Show“ vorbei.
Die „Knut-Show“, das war das tägliche Tobe-Ritual mit Tierpfleger Dörflein, wahlweise mit Ballspiel oder Sprung in den Wassergraben. Am Sonntag verkündete die Zooleitung überraschend das Aus. Dörflein kann bald in den wohlverdienten Urlaub fahren; für den doppelt verwaisten Eisbären, der sich schon einen Zentner Lebendgewicht angefuttert hat, beginnt die harte Phase der Individuation.
Gestern offenbarte sich bereits die Schattenseite der monatelangen Knuddelhysterie: Das abrupt entwöhnte Tier, das zudem in ein kleineres Gehege verlegt wurde und nicht mehr backstage durfte, war sichtlich unruhig und schrie nach dem Ziehvater – was Kinder unter den Zuschauern zum kreischenden Nachäffen animierte. Traurig.
„Den perfekten Zeitpunkt gibt es nicht“, kommentierte Zooveterinär André Schüle die Zwangsabnabelung. Der Jungbär sei in den vergangenen Wochen schon ans Alleinsein gewöhnt worden. Und Bären-Kurator Heiner Klös betonte, man habe „ihm extra einen schönen großen Baum“ ins Gehege gelegt. In dieser Woche beginnen die Schulferien. Das riecht nach Extrastress für den Eisbären. Wir legen allen Besuchern auch vor diesem Hintergrund ans Herz, sich endlich ausgiebig dem heimlichen Star des Zoos zu widmen: Hirscheber Jürgen. CLP FOTO: AP