: James Dean im Supermarkt
■ »Samoa« in der Filmbühne am Steinplatz
Von Europa aus betrachtet und in den Augen Margret Meads, mag Samoa einmal ein Paradies gewesen sein. Das ist vorbei und fast vergessen. Die Bilder, die die Südseeinsel heute von sich selbst macht, zeigen amerikanisiertes Vorstadtmilieu und karnevalisierte Reste von Mythos, Religion und Aberglauben. Exotisch ist nur die Mischung aus beidem.
Pepe, der junge und rebellische Held des Films Samoa, verkörpert sie und wirkt entsprechend komisch, von Europa aus betrachtet. Er ist ergebener Jünger seines Dorfhäuptlings Toasa und Anführer einer Straßengang, die zockt, Schnaps trinkt und Supermärkte ausraubt. Pepe ist zerrissen und hat nur zwei Möglichkeiten, mit sich in Einklang zu kommen, die er beide nutzt: Er bekämpft seinen Vater, einen gerissenen Geschäftsmann, der die Rodung von Wäldern und Kultur betreibt, bis aufs Messer — und er erzählt von seiner Geschichte. Der Film — von dem samoanischen Regisseur Martyn Sanderson und mit neuseeländischer Produktion gedreht — hat eine melancholisch-proustsche Rahmenhandlung. Pepe ist tuberkulosekrank und wird im Krankenhausbett zum Autobiographen. Von Hustenanfällen geschüttelt, blättert er auf dem Todeslager die Bilder seines Lebens auf, aus denen die Binnenhandlung des Films besteht.
Der Erzähler Pepe mag ahnen, daß seine Geschichten auch auf einem anderen Kontinent gesehen und verstanden werden sollen. Das macht ihn zum Erklärer und den Film offensichtlich; eine kulturkritische Lektion. umx
Ab heute in der Filmbühne am Steinplatz, täglich um 20 Uhr 30 und 22 Uhr 30.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen