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Jahrhunderte ohne Weihnachten

Betr.: dito

Es ist ein wichtiges, aufregendes Unternehmen, nichtkanonische Texte zu diskutieren! Allerdings geben die von euch ausgesuchten Teile, meiner Meinung nach, nicht viel her: zu wild spekuliert.

Wieso zum Beispiel hatte Jesus zwei Tage nach seiner Kreuzigung die Wundmale an seinen Händen, wenn – nach dem Barnabas-Evangelium – Judas ans Kreuz kam und nicht er? Wild spekuliert sind aber auch die unverrückbaren kirchlichen Interpretationen der kanonischen Texte. Wer die Bibel ernsthaft, unbefangen aller paulinischen Einflüsse, aufmerksam und realitätsverhaftet liest, kommt zu dem nahe liegenden Schluss, dass Jesus als Wanderprediger der Essener und direkter Nachfahre Davids den Königsthron, den die Römer besetzt hielten, beanspruchte, und deshalb die Marter der Kreuzigung erdulden musste. Weswegen sonst dieses spöttische „INRI“? Die Kreuzigung überlebte Jesus, und er verzog sich danach von seinen Peinigern. Die „heilgen“ drei Könige besuchten den Säugling, weil sie in ihn die Hoffnung auf die Befreiung vom römischen Joch setzten.

Sicher muss für das Gesamtverständnis zu dem „Messias“, auf den die Juden ja schon seit Jahrhunderten warteten, einiges erklärt werden. Mit welcher Befähigung sollte er wen und von was für einem Leid erlösen? Allein die kanonischen Texte der Bibel etwas ausgiebiger – mit gleichem Respekt vor Rede und Gegenrede – zu diskutieren, würde so viele Erkenntnisse und glaubhaftere, naheliegende Spekulationen enthüllen, die die diskussionsunfreudigen Kirchen in ernsthafte Rechtfertigungsnöte und uns alle der Wahrheit glücksbringend ein Stückchen näher brächten.

Ich wünsche mir eine Fortsetzung der Abdrucke nichtkanonischer Texte und ihrer Diskussion! In 80, 90 Jahren gibt es keine Weihnacht mehr. Unsere Zeitrechnung wird eine andere sein. Denn Christentum (und auch der Islam) werden als die größten geistigen Fehlleistungen der Menschheitsgeschichte erkannt werden. Logisches Denken wird uns zu Ergebnissen bringen, die uns von der Angst vor dem Tod befreien.

Gisbert Zalich

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