: Jagd auf Schafe
■ Arbeitsamt: 100 Milliarden Mark Schaden durch Schwarzarbeit
Durch illegale Beschäftigung und Schwarzarbeit entsteht nach Ansicht des Hamburger Arbeitsamtes jährlich ein volkswirtschaftlicher Schaden von „deutlich mehr als 100 Milliarden Mark“. Das soziale System und die Wirtschaftsordnung seien in Gefahr, sagte der Präsident des Landesarbeitsamtes Nord, Georg Fiedler, gestern bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Polizeipräsident Arved Semerak und dem Präsidenten der Hamburger Oberfinanzdirektion, Hans de la Motte.
Neben einer Belebung der Konjunktur sei die Bekämpfung der illegalen Beschäftigung das wichtigste Element zur Verringerung der Arbeitslosigkeit, sagte Fiedler. Er teile Schätzungen, daß es in Hamburg ebensoviele illegale Beschäftigungsverhältnisse gebe wie Arbeitslose, sagte Fiedler. Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ist nach den Angaben der drei Behördenchefs im vergangenen Jahr intensiviert worden: Zoll, Polizei und Arbeitsamt haben demnach 1995 insgesamt 2400 Außenprüfungen auf Baustellen, in Gaststätten und Hotels sowie bei Reinigungsfirmen gemacht und dabei 8300 Beschäftigte kontrolliert. Dabei fielen den Fahndern vor allem viele illegal beschäftigte Ausländer auf: Die Zahl, in denen Bußgeld- oder Strafverfahren eingeleitet wurden, stieg von 1800 Fällen in 1994 auf 3300 Fälle im vergangenen Jahr.
Die Strafen für die Verantwortlichen, die zum Teil der Organisierten Kriminalität zuzuordnen seien, müßten härter ausfallen, forderte Fiedler. Firmen, die der illegalen Beschäftigung überführt worden seien, müßten von öffentlichen Ausschreibungen ausgeschlossen werden, vor allem im Baugewerbe. Das Arbeitsamt will deshalb vom 1. April an mit einer „Sonderprüfgruppe Außendienst Bau“ Jagd auf „schwarze Schafe“ in der Bauwirtschaft machen. lno
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