JÜRGEN VOGT ÜBER HUGO CHÁVEZ’ WAHLSIEG : Aufatmen in Havanna
Hugo Chávez hat es allen gezeigt. Zum vierten Mal konnte er der Welt eine Lektion erteilen, um es mit seinen Worten zu sagen. Mit zehn Prozent Vorsprung hat er seinem Herausforderer Henrique Capriles die Grenzen aufgezeigt.
Capriles hat es nicht geschafft, die für den Wahlsieg nötigen Stimmen aus der Unterschicht zu bekommen. Chávez’ Hochburgen bleiben die roten Backsteinhäuschen an den Hängen von Caracas, wo die wahlentscheidende Mehrheit der venezolanischen Bevölkerung lebt. Für die ärmere Bevölkerung des Ölstaates bleibt er der Garant, dass auch bei ihnen ein Stück vom Kuchen ankommt.
Die ganze Linke in der Region atmete auf, als das Ergebnis öffentlich wurde. Sowohl ideologische als auch wirtschaftliche Gründe spielen dabei eine Rolle. Allen voran Kuba kann für weitere sechs Jahre mit günstigen Öllieferungen rechnen. Doch auch auf der Insel wird registriert, dass die rechte Opposition aufgeholt hat.
Chávez hat sich jedenfalls weit aus dem Fenster gelehnt. Im Wahlkampf versprach er, dass Armut und Arbeitslosigkeit bis 2019 verschwunden sein sollen. Außerdem will er dafür sorgen, dass die Sozialprogramme besser umgesetzt werden. Zudem muss er die Korruption in den eigenen Reihen eindämmen. Sonst drohen dem Chávismus in absehbarer Zeit Abspaltungen.
Für Capriles’ Anhängerschaft geht dagegen ihr Trauma der bolivarianischen Revolution weiter. Noch ruft niemand „Wahlfälschung“. Aber wer derart von einem Sieg überzeugt war, wird die Klatsche vom Sonntag als Betrug interpretieren. Nicht wenige überlegen, die Koffer zu packen. Ob sie es wirklich tun? Wer durch ihre Wohnviertel streift, bekommt nicht den Eindruck, dass wirtschaftliche Not sie außer Landes treibt.
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