JÜRGEN SCHEFFRAN, KONFLIKT- UND KLIMAFORSCHER : Der Vielseitige
■ ist Professor für „Climate Change and Security“ am Klima-Campus der Uni Hamburg. Foto: privat
Von Hause aus ist Jürgen Scheffran eigentlich Physiker. Gesellschaftliche Fragen haben den 52-Jährigen aus dem Westerwald aber schon immer interessiert. Seine Doktorarbeit schrieb der durch die Friedensbewegung der 80er geprägte Wissenschaftler über die Auswirkungen der Rüstungsdynamik der Supermächte im Kalten Krieg auf die internationale Stabilität. Später untersuchte er die Wechselwirkung zwischen Umwelt und Konflikten, forschte in den USA zu Fragen der Energiesicherheit und hat nun seit wenigen Wochen an der Hamburger Universität einen bundesweit einzigartigen Lehrstuhl, die Professur für „Climate Change and Security“: Dort befasst er sich mit den sicherheitspolitischen Folgen des globalen Klimawandels.
Dass sich neben Meteorologen, Ozeanografen und Ökonomen zunehmend auch Sozialwissenschaftler mit dem Thema Erderwärmung befassen, hält Scheffran für besonders wichtig. „Der Klimawandel bedeutet eine erhebliche Herausforderung für menschliche Gesellschaften“, erklärt der groß gewachsene Experte. Besonders ohnehin instabile Staaten in der Dritten Welt könnten in ihrer Anpassungsfähigkeit überfordert werden – mit potenziell dramatischen Folgen für die dort lebenden Menschen.
In dieser Woche hat Scheffran in Hamburg gemeinsam mit Kollegen aus aller Welt über die Auswirkungen schwindender Nahrungs- und Trinkwasserressourcen sowie die Folgen von umweltbedingter Migration beraten. Dabei sollten insbesondere auch Wissenschaftler aus Entwicklungsländern ein Forum erhalten.
Mit besonderer Sorge erfüllt den Hamburger Konfliktforscher, dass die Chancen des Weltklimagipfels von Kopenhagen im Dezember nicht genutzt werden. Sollten sich die Staaten nicht auf eine Begrenzung des CO2-Ausstoßes einigen und den Treibhauseffekt eindämmen, dann könnten die Klimafolgen auch zu einer Zunahme von existenzieller Not führen und das Risiko gewalttägiger Konflikte verstärken. „Internationale Zusammenarbeit ist notwendig, damit die globalen Probleme nicht in eine sich selbst verstärkende Gewaltspirale abgleiten.“ SEBASTIAN BRONST