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Archiv-Artikel

JÖRN KABISCH ANGEZAPFT Schmeckt nach Spätsommer

Wie ein vollreifes Weizenfeld, so sollte die Farbe eines Märzen sein. Da sind sich Kenner einig. Es hat jetzt im September Saison.

Es ist die Mutter der Festbiere, wie sie bei Dult, Wiesn oder Wasen aus dem Hahn fließen. Große Volksveranstaltungen, die ihre Herkunft nicht etwa der Erfindung der Achterbahn verdanken, sondern sich aus Erntedankfesten entwickelt haben. Am meisten ist diese Historie noch im Bier zu erkennen. Es verdankt seinen Namen dem Monat März, weil die Brauer zu Beginn des Sommers die Fässer auf Vorrat füllen. Ein halbes Jahr lagert das Bier dann in kalten Felsenkellern, bei idealer Temperatur für die untergärige Hefe, und ist voll ausgereift, sobald das Publikum in den Bierzelten und bei den ersten herbstlichen Temperaturen wieder nach Stärkerem im Krug verlangt. Etwas mehr Alkohol, das ist heute noch das Charakteristikum vieler Festbiere. Noch besser aber, wenn sich so ein Bier auch geschmacklich am Spätsommer orientiert.

Schon farblich entspricht das Klosterstoff aus dem Schwarzwald dem Wunschbild eines Märzen: Es ist einen Tick dunkler als ein goldgelbes Lager. Der Geruch ist leicht würzig und erinnert an Brotkruste. Ganz klar wurde hier mit einem größeren Anteil dunkel gerösteter Gerste gearbeitet, doch im Mund ist nicht nur mehr Malz zu schmecken, das Bier fühlt sich nachgerade buttrig an. Der höhere Alkoholgehalt und dass ein Teil der Kohlensäure kaum als Bitzel wahrzunehmen ist, sind vielleicht die Gründe für diesen Effekt.

Der spürbare Teil der Kohlensäure ist dagegen sehr flüchtig. Und das führt einen in Versuchung, das Märzen schneller zu trinken, als es schal wird. Gefährlich schnell. Was es auf seine Art auch festzelttauglich macht.

Klosterstoff Märzen, Alpirsbacher Klosterbrauerei, Stammwürze 13,3 %, Alkohol 5,9 % Vol.