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Archiv-Artikel

JOST MAURIN ÜBER DIE EU-AGRARREFORM Für eine entlastete Umwelt

Ausfuhren aus Industrieländern vermehren den Hunger in Entwicklungsländern

Für die Natur bedeutet die sich abzeichnende Reform der Landwirtschaft in der Europäischen Union eine Entlastung: 5 Prozent der Ackerfläche sollen die Bauern zum Beispiel brachliegen lassen, mit Hecken bepflanzen oder mit umweltfreundlichen Hülsenfrüchten bebauen. Das bedeutet, dass mehr Pflanzen- und Tierarten auf einem Großteil Europas überleben können. Und es werden weniger Treibhausgase ausgestoßen, weil weniger energieintensiv hergestellte Chemikalien nötig sind.

Aber das heißt auch, dass weniger Lebensmittel auf diesen Flächen produziert werden. Ist das zu verantworten angesichts von weltweit 870 Millionen Hungernden?

Wenn Europa weniger Nahrungsmittel erzeugt, könnten die Weltmarktpreise steigen – und sich noch mehr Menschen nicht genug Essen leisten. So rechtfertigt zum Beispiel der von der konventionellen Agrarindustrie dominierte Deutsche Bauernverband sein Werben für immer mehr Überschüsse und Lebensmittelexporte.

Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass solche Ausfuhren aus Industrieländern den Hunger in Entwicklungsländern vermehren. Denn der Norden subventioniert seine hoch technologisierte Nahrungsmittelproduktion. So können Landwirte aus Europa Bauern in Afrika von den dortigen Märkten verdrängen, sodass viele von ihnen hungern müssen. Als fatal hat sich auch erwiesen, dass Entwicklungsländer zu stark von Nahrungsmittelimporten abhängig sind. Denn wenn die Lieferanten plötzlich die Preise erhöhen, verursacht das schnell Hunger.

Langfristig könnte eine Verringerung der Produktion in Europa also sogar dazu beitragen, den Hunger im Süden zu reduzieren. Schließlich bliebe dadurch den Entwicklungsländern mehr Raum, ihre eigene Landwirtschaft auszubauen.

Wirtschaft + Umwelt SEITE 8